Die Milch macht's!Kuhmilch: Ab wann Ihr Baby sie verträgt

Joghurt, Käse, Quark und Kuhmilch: Ab wann Sie Ihrem Baby diese Milchprodukte geben können – und worauf Sie auf jeden Fall achten sollten.

Kuhmilch und Milchprodukte für das Baby
Frisch von der Alp schmeckt sie am besten, doch Säuglinge müssen mit dem Probieren noch etwas warten. Ab wann die Kuhmilch für Babys geeignet ist. © iStock / Getty Images Plus

Säuglinge und Babys im ersten Lebensjahr haben einen hohen Energie- und Nährstoffbedarf. Sie wachsen in dieser Zeit so schnell wie nie wieder in ihrem Leben. Konkret heisst das: Sie verdreifachen ihr Gewicht und wachsen um 50 Prozent. Gleichzeitig ist die neuromotorische Entwicklung noch nicht abgeschlossen und das Verdauungs- und Stoffwechselsystem nicht richtig ausgereift. Das Gleiche gilt auch für die Ausscheidungsfunktion und das Immunsystem.

Bei der Ernährung der Babys ist deshalb im ersten Jahr Vorsicht geboten. Eine wichtige Konsequenz ist, Kuhmilch und Milchprodukte erst später und nur langsam in den Speiseplan des Kindes einzuführen. Mit diesen Tipps gelingt die Umstellung von Muttermilch und Pre-Nahrung auf Kuhmilch, Käse und Co..

Warum Kuhmilch in den ersten Lebensmonaten ungeeignet ist

Kuhmilch enthält mehr Eiweiss und Mineralstoffe als Muttermilch. Den Überschuss auszuscheiden, kann die unreifen Nieren stark belasten. Die renale Molenlast, die Belastung der Nieren mit harnpflichtigen Substanzen, ist bei Kuhmilch ist dreimal so hoch wie bei der Muttermilch. Zudem ist der Nährstoffgehalt unausgewogen und es besteht ein höheres Risiko für Magen-Darm-Infektionen. Durch die hohe Proteinzufuhr wird auch die Insulinausschüttung angeregt und das Risiko für eine Adipositas des Kindes erhöht.

Experten der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, SGE, raten deshalb von selbsthergestellter Säuglingsmilch aus Kuh-, Ziegen-, Stuten- oder Schafsmilch ab. Gänzlich ungeeignet für Säuglinge seien zudem Mandel-, Reis-, Hafer- und Sojadrinks sowie daraus hergestellte Mischungen.

Idealerweise werde das Baby in den ersten vier bis sechs Monaten ausschliesslich gestillt. Die Muttermilch deckt die Bedürfnisse des Kindes perfekt ab, abgesehen von Vitamin D und K. Wird nicht gestillt, sind Muttermilchersatzpräparate in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten die einzige Alternative. Die Muttermilchersatzpräparate werden im Handel als «Säuglingsanfangsnahrung», «Pre-Babymilch» oder «1-Nahrung» bezeichnet. 

Ab wann Kuhmilch und Milchprodukte Teil der Babykost sein sollten

Wenn im Alter von etwa einem halben Jahr die Beikost eingeführt wird, empfiehlt es sich, parallel zur Beikost weiterzustillen. Es kann so lange gestillt werden wie Mutter und Kind dies möchten. In der Schweiz wird empfohlen, die Beikost ab dem fünften und sechsten Monat mit einem ersten Brei, dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, zu beginnen. Danach werden langsam weitere Mahlzeiten durch feste Nahrung ersetzt und schrittweise protein- und mineralstoffhaltige Milchprodukte eingeführt. 

Ab dem 7. Monat

Laut der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie sollten frühestens ab dem 7. Monat kleine Mengen an Naturjoghurt oder Vollmilch zum Anrühren eines Vollmilch-Getreide-Breis verwendet werden. Die empfohlene Menge sind pro Tag 50 bis 100 Gramm Joghurt oder Milch. Es kann aber auch problemlos noch weiter auf Kuhmilch und Co. verzichtet werden. Stattdessen wird das Kind weiter gestillt oder erhält die gewohnte Pre- beziehungsweise Folgenahrung.

Ab dem 9. und 10. Monat

Ein neun Monate altes Baby kann bereits mehr Proteine verarbeiten. Die Menge von Kuhmilch und Joghurt im Brei wird nun von Woche zu Woche langsam gesteigert, auf 100 Gramm normalen Joghurt oder Milch einmal täglich. Es ist auch lecker, den Getreide-Obst-Brei mit dem Joghurt zu verfeinern.

Ab dem 13. Monat

War unverdünnte Kuhmilch im ersten Lebensjahr tabu, können Kleinkinder sie ab ihrem ersten Geburtstag trinken. Am besten bei den Mahlzeiten aus einem Becher. Eiweisshaltige Lebensmittel wie Käse und Frischkäse bereichern nun den Speiseplan, und auch Quark dürfen die Kinder jetzt essen. Die SGE empfiehlt drei Portionen pro Tag: Eine Portion mit 100 Gramm Milch oder Naturjoghurt, 15 Gramm Hartkäse oder 30 Gramm Weichkäse. Die Anzahl der Portionen ist geringer, wenn noch gestillt wird. Diese Mengen werden im Laufe des zweiten Lebensjahres weiter gesteigert, auf insgesamt vier Deziliter Milchprodukte, davon rund zwei Deziliter Milch am Tag.

Einführung der Lebensmittel beim Baby laut SGE

Wie die Umstellung auf Kuhmilch gelingt

Trinkmilch wird ab dem siebten Monat eingeführt und am besten ganz langsam. Mit diesen Tipps kommt Ihr Baby bestimmt auf den Geschmack.

1. Verdünnen

Zunächst sollte die proteinreiche Milch immer verdünnt werden. Zum Beispiel mit Wasser in einem Getreide-Milch-Brei.

2. Vorsicht bei Rohmilch

Kuh-Rohmilch oder Vorzugsmilch sollte vor dem Trinken abgekocht werden, um Keime abzutöten.

3. Auf das Fett kommt es an

Fettarme oder Magermilch sind für Kinder ungeeignet.

4. Past-Milch nur erwärmen

Zu Beginn ist nur pasteurisierte oder ultrastarkerhitzte H-Milch empfehlenswert. Die pasteurisierte Vollmilch muss nicht mehr erhitzt, sondern bei Bedarf nur erwärmt werden, weil sonst wichtige Inhaltsstoffe zerstört werden.

5. Keine Zusätze

Getreide-, Schoggi-, Ovo- oder Jemaltpulver müssen nicht hinzugegeben werden. Diese enthalten viel Zucker und sind bei einer ausgewogenen Ernährung überflüssig. Der Zucker greift zudem stark die kleinen Milchzähne an. Auch der Brei sollte deshalb nicht zusätzlich gesüsst werden.

6. Die Mischung macht’s

Mit einem Jahr kann der Schoppen auf Kuhmilch umgestellt werden. Fällt den Kindern die Umstellung schwer, können Mama und Papa auch die richtige Milch mit der bekannten Säuglingsnahrung mixen. Bestimmt ist die Vollmilch bald ein beliebtes Getränk.

7. Normale Kuhmilch bevorzugen

Gegenüber Milch von anderen Tieren wie Schaf, Stute oder Ziege hat Kuhmilch eine bessere Zusammensetzung, auch an gesättigten und ungesättigten Fettsäuren. Das Milchfett ist dadurch sehr gut verdaulich. Ziegenmilch enthält zum Beispiel nur sehr wenig Folsäure und Vitamin B12. Auch pflanzliche Alternativen wie Hafer-, Soja-, Mandel- oder Weizenmilch sollten dem Baby nur nach Absprache mit einem Arzt gegeben werden.

Richtiger Zeitpunkt von Milchprodukten für Babys.
Vorsicht bei diesen Milchprodukten im ersten Lebensjahr. © iStock, Thinkstock

Alternativen bei Milchallergie vom Baby

Bei einer Kuhmilchallergie, einer Milchzuckerunverträglichkeit oder wenn das Baby Milch nicht trinken möchte, sollte auf jeden Fall ein Kinderarzt oder eine Mütterberaterin kontaktiert werden. Gut ein Prozent der Säuglinge sind gegen das Milcheiweiss allergisch. Wie viele den Milchzucker nicht vertragen, ist nicht bekannt, da dies meist nur eine kurzfristige Erscheinung ist. 

Für die allergischen Babys gibt es Ersatznahrung. Diese hydrolysierte Säuglingsnahrung, HA-Nahrung, basiert auf Kuhmilcheiweiss und enthält Restallergene. Sicherer ist die Nahrung auf Basis von Aminosäuren. Diese Aminosäurenformula besteht aus den kleinsten Eiweissbausteinen.

Die Milcheiweissallergie äussert sich meist durch Juckreiz, Ausschlag auf der Haut, Blähungen, Verstopfung, Übelkeit und manchmal auch durch starkes Erbrechen. Auch Schnupfen und Asthma deuten auf eine Unverträglichkeit hin. Sicherheit, ob das Kind allergisch ist bringt der Prick-Test. Oft kann das Baby auch weitergestillt werden, wenn die Mutter bei ihrer Ernährung auf Kuhmilcheiweiss verzichtet. Um den Kalziumbedarf ohne Joghurt und andere Milchprodukte zu decken, sollten die Frauen kalziumreiches Mineralwasser trinken und viel Gemüse wie Grünkohl, Spinat, Fenchel und Brokkoli essen. Bei gut 80 Prozent der Kinder verwächst sich die Allergie im Laufe der Schulzeit.

Vorbeugen lassen sich Allergien bei Babys kaum. Langes Stillen gilt als guter Schutz. Ebenso der völlige Verzicht auf Kuhmilch in den ersten Lebensmonaten des Babys. Das gilt besonders, wenn der Arzt ein erhöhtes Allergierisiko feststellt, wenn zum Beispiel die Eltern an Allergien leiden. Wird nicht gestillt sollte in diesem Fall direkt HA-Nahrung statt normaler Säuglingsnahrung eingeführt werden.

Vegane und alternative Ernährung: Kann auf Kuhmilch verzichtet werden?

Vegetarische und vegane Ernährungsformen für Babys und Kinder werden von Experten kritisch gesehen. Durch die geringe Auswahl der Lebensmittel und das Fehlen von Milchprodukten kann es schnell zu einem Mangel bei der Vitamin-, Eiweiss und Mineralstoffversorgung kommen, langfristig sogar zu unheilbaren Entwicklungsstörungen.

Beratung für Veganer

Wer sein Baby vegan grossziehen möchte, findet auf der Webseite des SVDE spezialisierte Ernährungsberater.

Von Säuglingsanfangsnahrung auf Sojabasis rät die SGE generell ab. Da sie hormonähnliche Inhaltsstoffe enthalten kann und häufig nicht optimal zusammengesetzt ist, sollte sie nur in Ausnahmefällen und nur auf Verordnung des Kinderarztes eingesetzt werden, zum Beispiel bei einer seltenen Stoffwechselerkrankung oder bei einer veganen Ernährung.

Auch Mandelmilch ist für Neugeborene und Kleinkinder keine gute Alternative zu Muttermilch oder Säuglingsnahrung. Der Grund: Sie enthält nicht nur weniger essentielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, sondern hat auch einen geringen Kalziumgehalt. Neben dem hohen allergenen Potential sind Mandel anfällig für Schimmel. Diese Spuren in der Milch können die Leber des Kindes belasten. 

Im Sinne des Kindeswohls sollte deshalb Kuhmilch gegeben und auf Alternativen verzichtet werden. Eltern, die sich trotzdem dafür entscheiden, sollten laut SGE unbedingt die Nährstoffversorgung des Kindes regelmässig ärztlich kontrollieren und sich von einer anerkannten Fachperson beraten lassen. Die Kinder sollten zudem Nahrungsergänzungen mit Vitamin B12 und wenn nötig auch anderen Nährstoffen essen.

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