Tschüss, Damenbart!Das hilft Hibbel-Frauen mit PCO-Syndrom

Oberlippenbart und Haarausfall auf dem Kopf: Das PCO-Syndrom ist eine haarige Angelegenheit. Jede zehnte Schweizerin hat zu viele männliche Hormone und kann dadurch unfruchtbar werden. Diese Therapien helfen.

Chance auf ein Baby trotz PCO-Syndroms
Nach der Behandlung des PCO-Syndroms ist meist Schluss mit dem Damenbart. Die © iStock / Getty Images Plus

Was ist das PCO-Syndrom?

PCO-Syndrom, auch PCOS, steht für polyzystisches Ovarialsyndrom, kurz Ovarsyndrom. Es handelt sich dabei um eine hormonelle Störung bei Frauen, die zu einer erhöhten Konzentration männlicher Hormone, auch Androgene genannt, führt. Durch den übermässigen Einfluss der männlichen Geschlechtshormone gehen die Follikel der Frau, die Eibläschen, zugrunde.

Follikel sind bläschenförmige Hohlraumstrukturen im Eierstock, in denen die Eizellen im Laufe des Zyklus geschützt heranreifen. Werden sie geschädigt, können keine befruchtungsfähigen Eizellen ausreifen. Dadurch bleibt der Eisprung aus. In der Folge kann die betroffene Frau nicht schwanger werden.

PCOS ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Ungefähr 5 bis 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Altern sind davon betroffen.

Die wichtigsten Symptome der Erkrankung

Die hohe Konzentration an männlichen Hormonen hat weitere Folgen auf den Körper der Frauen: Bleibt der Eisprung aus, kommt es zu Zyklusstörungen. Die Abstände zwischen den Regelblutungen sind oft verlängert, bei manchen Betroffenen bleiben sie ganz aus.

Das Wichtigste in Kürze

  • PCO steht für polyzystisches Ovarialsyndrom.
  • Die hormonelle Störung führt bei Frauen zu einer erhöhten Konzentration männlicher Geschlechtshormone. 
  • Das Syndrom verhindert den Eisprung und somit eine Schwangerschaft.
  • Es gibt wirksame Therapien, die eine Schwangerschaft trotz PCO-Syndrom ermöglichen. Allerdings ist etwas Geduld nötig.

Durch die zugrunde gehenden Eibläschen entstehen zudem Narben in den Eierstöcken. Diese sind dann vergrössert und weisen Zysten auf. Diesen sogenannten polyzystischen Ovarien verdankt die Krankheit übrigens ihren Namen.

Frauen mit PCOS neigen zudem zum sogenannten Hirsutismus, also zu einem männlichen Behaarungstyp. Weitere Symptome sind Übergewicht, Haarausfall auf dem Kopf, dafür mehr Haare auf der Oberlippe, auf den Oberschenkeln, unter dem Bauchnabel und um die Brustwarzen. Weitere Anzeichen sind leicht fettendes Haar und Akne.

Oft belasten diese Auswirkungen der Krankheit die Frauen psychisch stark. Bei vielen Patientinnen verliert zudem das Hormon Insulin seine Wirkung, was zu Diabetes führen kann. Ausserdem erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ursachen nicht vollständig geklärt

Die Ursachen für die Entstehung des PCO-Syndroms sind nicht abschliessend geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl genetische Faktoren sowie auch Umwelteinflüsse dazu beitragen. Fest steht einzig, dass das Stoffwechselhormon Insulin und der Zuckerstoffwechsel in Zusammenhang mit PCOS stehen. Zudem kann Insulinresistenz ursächlich an einer Verschlechterung der Symptome des PCO-Syndroms beteiligt sein.

Diagnose oft erst bei unerfülltem Kinderwunsch

Obwohl ungefähr fünf bis zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter vom PCO-Syndrom betroffen sind, wird die Krankheit oft lange nicht erkannt. Einer der Gründe ist, dass die Anti-Baby-Pille die Symptome reduziert. Viele junge Frauen leiden jahrelang unter den Folgen des Zuviels an männlichen Hormonen, ohne die Ursache dafür zu kennen. Nehmen sie dann die Anti-Baby-Pille, verringern sich die Symptome. Das Syndrom bleibt unentdeckt. Erst wenn die Frauen sich ihren Kinderwunsch erfüllen möchten und dies nicht klappt, stellt der Arzt die Diagnose PCOS. Die polyzystischen Ovarien sind oft mithilfe eines Ultraschalls erkennbar.

Individuelle Therapien

Die Erkrankung kann nicht vollständig geheilt werden. Die Symptome lassen sich aber gut kontrollieren. Eine Behandlung des polyzystischen Ovarialsyndroms sollte in jedem Fall erfolgen – unabhängig davon, ob die Patientin einen Kinderwunsch hat oder nicht. Denn ein funktionierender Stoffwechsel ist wichtig, um mögliche Spätfolgen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Welche Therapie in Frage kommt, hängt davon ab, was für die Patientin relevant ist: Leidet sie unter dem Übergewicht? Fühlt sie sich unweiblich durch die Akne und die vermehrte Körperbehaarung? Oder möchte sie schwanger werden?

In jedem Fall besteht ein Teil der Therapie darin, den Lebensstil umzustellen: Die Betroffenen sollen sich gesund und ausgewogen ernähren, sich ausreichend bewegen und vorhandenes Übergewicht reduzieren. Diese Schritte tragen schon viel zu einem normalen Zyklus, einem periodischem Eisprung und besseren Insulinwerten bei.

Ergänzend können Medikamente mit dem Wirkstoff Metformin eingesetzt werden. Dieser fördert die Bildung von Follikeln in den Eierstöcken sowie den Eisprung und hilft, den Stoffwechsel ins Gleichgewicht zu bringen. Frauen ohne Kinderwunsch, bei denen in erster Linie der Hirsutismus oder die Akne reduziert werden soll, kann zudem die Anti-Baby-Pille helfen.

Kinderwunsch bei PCO kann meist erfüllt werden

Wünschen sich Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom ein Baby, sind in der Regel Medikamente nötig. Das zentrale Problem ist dabei der ausbleibende Eisprung. Oft lässt sich dieser auslösen durch Medikamente, die das Heranreifen der Follikel im Eileiter fördern. Eingesetzt werden meist Metformin in Kombination mit Antiöstrogenen, zum Beispiel Clomifen.

Austausch für Betroffene

Das Selbsthilfecenter Schweiz bietet für betroffene Frauen eine Gruppe zum Austausch zum Thema PCO-Syndrom

Auch Kortisonpräparate in niedriger Dosierung können helfen, da sie die Bildung männlicher Hormone in den Nebennieren unterdrücken. Funktioniert dies nicht, was nur bei etwa einem Drittel der Patientinnen der Fall ist, kommen Hormonspritzen zum Einsatz. 

Die Chancen, dass Betroffene sich trotz PCO-Syndrom ihren Kinderwunsch erfüllen können, stehen recht gut. Allerdings ist oft etwas Geduld gefordert, da die hormonellen Therapien von wenigen Monaten bis hin zu etwa fünf Jahren dauern können. Zudem müssen die Behandlungen engmaschig überwacht werden, da das Risiko einer Überstimulation und von Mehrlingsschwangerschaften besteht. Eine künstliche Befruchtung kommt erst infrage, wenn die Patientin trotz Hormon-Behandlung nicht schwanger wird.

Alternative Behandlung zur Ergänzung

Heilpraktiker bieten eine Reihe alternativer Methoden zur Behandlung von PCOS an, zum Beispiel Zyklustees, Heilpflanzen, Akupunktur und Fruchtbarkeitsmassagen. Deren Auswirkung auf die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft sind allerdings nicht wissenschaftlich belegt. Dennoch können sie Betroffenen helfen, eventuell ergänzend zu einer medikamentösen Therapie mit Hormonen.

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