Trotz Unfruchtbarkeit schwanger werden«Plötzlich hat es doch geklappt»

Anabela galt als unfruchtbar, adoptierte schliesslich ein Kind – und wurde doch noch schwanger, im Urlaub. BabyAhoi hat sie von dem Wunder erzählt.

Porträt Anabela Fürer Teil 3
Nun zu viert: Die Familie Fürer im Jahr 2018. © zVg

Die vergangenen Jahre waren turbulent, verbunden mit grossen Hoffnungen und vielen Enttäuschungen. Anabela Fürer und ihr Partner wünschten sich ein Kind. Als es auf natürlichen Wege nicht klappte, versuchten sie die Insemination und Hormonbehandlungen. Doch nichts klappte. Schliesslich entschieden sie sich für eine Auslandsadoption und wurden Eltern von einem Mädchen aus Äthiopien. 

Etwa ein Jahr später, als sich Naomi in der Schweiz eingelebt hatte, kam für Familie Fürer der Wunsch nach einem zweiten Kind auf. Da es trotz Gesundheit noch nicht auf natürlichem Weg mit der Schwangerschaft klappen wollte, versuchten sie, mit einer künstlichen Befruchtung schwanger zu werden.

Der Versuch mit einer In-vitro-Fertilisation den Kinderwunsch zu erfüllen

Bei der künstlichen Befruchtung durch In-vitro-Fertilisation werden die Eizellen der Frau mit den Spermien des Mannes in einem Reagenzglas zusammengebracht.

18 Eizellen entnahmen die Ärzte Anabela Fürer. 16 wurden befruchtet, sechs entwickelten sich zur Blastozyste weiter. Die ersten zwei befruchteten Eizellen wurde Anabela in die Gebärmutter eingesetzt. «Das erste war unglücklicherweise ein Windei», erzählt Anabela. Ein Windei bedeutet, dass sich die befruchtete Eizelle zu Beginn der Schwangerschaft nicht zu einem Embryo weiterentwickelt.

Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, sagt Anabela Fürer.

Der zweite Embryo entwickelte sich bis zur 9. Schwangerschaftswoche. «Danach hat das Herz aufgehört zu schlagen», sagt Anabela mit gedämpfter Stimme. Dass etwas nicht in Ordnung war, bemerkte sie anhand starker Schmerzen und Blutungen. Aufgrund der Fehlgeburt musste der Embryo durch eine Ausschabung entfernt werden. «Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Ich dachte: Jetzt ist der Traum aus», sagt Anabela. Naomi bekam mit, dass es ihr schlecht ging und habe ihren Bauch gestreichelt: «Es wird alles gut», habe sie ihre Mutter getröstet.

Am Kinderwunsch-Ziel angekommen

Nach der Fehlgeburt sind die Fürers nach Portugal in die Ferien gereist, um den Verlust zu verarbeiten. In dieser Zeit war für die Familie wichtig, zusammenzuwachsen: «Wir haben uns auf uns drei konzentriert und waren dankbar für unsere kleine Familie», sagt Anabela.

Einige Monate später waren der psychische Druck und die Ängste, kein Kind mehr zu bekommen, verschwunden. Scheinbar war der Knopf gelöst und plötzlich hatte es doch noch geklappt. Anabela war schwanger. 

Die Vorfreude war gross. Naomi habe während der Schwangerschaft gesagt: «Kommst du mit mir raus spielen, ich warte schon so lange auf dich!» Neun Monate, Anabela war nun 34 Jahre alt, später erblickte Samira das Licht der Welt. 

Anabela Fürer und ihr langer, harter Weg zum Kinderwunsch.
Die gesamte Familie Fürer im Jahr 2018: (v.r.) Adrian Fürer, 39, Anabela Fürer, 38, Naomi Fürer, 6, Samira Fürer, 4. © zVg

Doch kaum hatte die Familie ihr Glück erhalten, wendete sich einige Wochen nach der Geburt das Schicksal erneut gegen sie. Samira schrie die ersten 15 Monate die Nächte durch. Anabela verfiel in eine postnatale Depression.

Stimmungsschwankungen und hormonelle sowie körperliche Veränderungen können in der ersten Zeit nach der Geburt vorkommen. Doch eine postnatale Depression kann sich bis zum ersten Lebensjahr des Kindes durchziehen.

«Mir ist die Aufgabe als Mami über den Kopf gewachsen. Dabei wollte ich bloss die beste Mutter sein.» Monatelang bekam Anabela täglich nur eine Stunde Schlaf. Als ihr die Gynäkologin die Symptome einer postnatalen Depression mitteilte, war sie irgendwie erleichtert: «Es gab nicht nur einen Namen für das, was ich hatte, es war auch behandelbar.» In der Kinesiologie hatte sich Anabela langsam wieder gefangen und entschieden, sich von der Altenpflegerin zum Kinderwunschcoach weiterzubilden.

Anabelas Mann kam ebenfalls an seine psychischen Grenzen. Sie hätten beide zu wenig Energie gehabt, sich über ihre Beziehung Gedanken zu machen. Sie seien als Paar nur nebeneinander hergelaufen: «Wir waren beide im Überlebensmodus. Die Kinder standen im Vordergrund.»

Als Samira zwei Jahre alt war, nahmen sich Anabela und ihr Mann Zeit für sich und gingen ins Kino. Da bemerkten die zwei, dass es sie beide als Paar ja auch noch gibt. Fürer lächelt: «Mein Mann und ich sahen uns an und wir wussten, wir haben es geschafft.»

Die übrigen Eizellen von der künstliche Befruchtung hat Anabela einfrieren lassen. Das sind sie auch jetzt noch. «Wahrscheinlich werden sie bald einfach entsorgt, das ist für mich auch nicht ganz einfach», sagt sie. Warum die Eizellspende in der Schweiz verboten ist, versteht sie nicht. «Das ist doch eine super Sache und Männer spenden ihre Spermien ja auch. Das ist nun wirklich keine Gleichberechtigung», betont sie.

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