Wenn Mann nicht kannDie häufigsten Gründe für die Unfruchtbarkeit beim Mann

Langsame Spermien, verschlossene Samenwege oder Hodenverletzungen: Die Unfruchtbarkeit des Mannes kann viele Ursachen haben. Glücklicherweise gibt es aber Therapien, um sich den Kinderwunsch trotzdem zu erfüllen.  

Ursachen der Unfruchtbarkeit beim Mann 
Die Unfruchtbarkeit des Mannes kann unterschiedliche Gründe haben. © iStock / Getty Images Plus

Fruchtbarkeit ist nicht allein Sache der Frau. Etwa bei zwei Drittel aller Fälle von ungewollter Kinderlosigkeit ist auch die eingeschränkte Zeugungsfähigkeit des Mannes ein Grund für das ausbleibende Babyglück.

Wirklich unfruchtbar sind aber die wenigsten Männer. In der Schweiz liegt die Zahl der unfruchtbaren Männer bei einem Prozent. Die meisten sind nur nicht so fruchtbar wie es die Normwerte der Weltgesundheitsorganisation empfehlen. Auf der Suche nach den Gründen für diese reduzierte Fruchtbarkeit müssen sich die Betroffenen immer wieder damit abfinden, dass keine klare eindeutige Diagnose bei diesem komplexen Thema gestellt werden kann. Jedoch gibt es einige Verdächtige, die häufig überführt werden können.

Spermienqualität: Häufigster Grund für die männliche Unfruchtbarkeit

Zu den häufigsten Ursachen für die Unfruchtbarkeit des Mannes zählen die schlechte Qualität der Samenzellen und eine Störung bei der Samenzellbildung. Es werden schlicht nicht genügend intakte und schnell bewegliche Spermien gebildet. Damit eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege eine realistische Chance hat, sollten laut der Weltgesundheitsorganisation etwa 15 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit vorhanden sein. Zudem bedarf es etwa 30 Prozent schnell beweglicher und fünf Prozent normal geformter Spermien.

Mithilfe von einem Spermiogramm kann das Ejakulat des Mannes schnell untersucht werden. Allerdings sind erst zwei oder besser drei aufeinanderfolgende Spermiogramme wirklich aussagekräftig. Denn die Qualität des Ejakulats ist von vielen Faktoren wie Stress, Ernährung und der aktuellen gesundheitlichen Verfassung abhängig. 

Stellt sich tatsächlich heraus, dass es zu wenige, zu langsame und zu viele abnormal geformte Spermien gibt, befragt der Arzt der Mann nach seiner Krankheitsgeschichte. Häufig stellt sich dabei ein Hodenhochstand im frühen Kindesalter als Ursache für diese Störung heraus. Durch diese Fehlstellung ist der Hoden meist zu warm und schlecht durchblutet. In manchen Fällen gibt es aber auch gar keine Spermien. Diese Azoospermie kann neben anderen Gründen auch genetisch Effekte haben.

Störungen des Samenzelltransports

Ebenfalls eine häufige Diagnose sind Probleme beim Spermatransport. In diesen Fällen werden zwar genügend Spermien gebildet, können aber nicht normal im Körper transportiert werden. Gründe dafür sind zum Beispiel, dass die Samenleiter verengt, komplett verschlossen oder auch in sehr seltenen Fällen gar nicht angelegt sind. Festgestellt wird dies durch Ultraschalluntersuchungen von Hoden und Nebenhoden. Hormone im Blut und ein Spermiogramm liefern in diesem Fall ein vollständiges Bild.

Die häufigsten Behandlungen

1. Intrauterine Insemination: Bei Oligospermie und Samenspende

2. Künstliche Befruchtung mit In-vitro-Fertilisation und ICSI: Bei Oligospermie und schwerer Fruchtbarkeitsstörung

3. MESA und TESE in Kombination mit der ICSI: Bei Samenleiterverschluss

Es besteht die Möglichkeit, verschlossene Samenwege chirurgisch zu eröffnen. Gelingt dies, ist bei guter Spermienqualität auch eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege möglich.

Wenn Spermien vorhanden sind, die Samenwege aber nicht passierbar gemacht werden können, gibt es die Möglichkeit der sogenannten MESA und TESE. Bei der Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration, MESA, werden Spermien aus den Nebenhoden gewonnen. Bei der Testikuläre Spermienextraktion, TESE, wird eine Gewebeprobe unter Narkose aus dem Hoden entnommen. Anschliessend wird eine ausgewählte Samenzelle bei einer ISCI mit der Eizelle zusammengebracht.

Hauptverantwortlicher Nummer 3: Die Varikozelen

Ein weiterer sehr häufiger Grund für die eingeschränkte Fruchtbarkeit sind Varikozelen. Diese Krampfadern ziehen sich entlang der Nebenhoden und dem Samenstrang. Dadurch erhöht sich nicht nur die Temperatur im Hoden, sondern es wird auch ein unangenehmer Druck auf ihn ausgeübt. Gleichzeitig nimmt auch die Spermienqualität ab. Die betroffenen Männer können sich die kranken Venen operativ veröden oder entfernen lassen.

Weitere Ursachen für die Unfruchtbarkeit des Mannes

1. Verletztes Hodengewebe

Hierzu zählen vor allem direkte Schädigungen des Hodengewebes. Zu nennen sind hierbei Infektionen der Hoden oder Nebenhoden oder auch unfallbedingte Verletzungen des Hodens, zum Beispiel beim Sport.

2. Hormonelle Störungen

An Mangel an Testosteron kann die Ursache für eine zu geringe Spermienanzahl sein. Ebenso kann eine Störung bei der Produktion von FSH die Spermienqualität beeinflussen. Ein Ungleichgewicht von dem Hormon Prolaktin wird beim Mann mit einer gestörten Hodenfunktion in Zusammenhang gebracht. Mithilfe von geeigneten Medikamenten kann der Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

3. Mumps

Auch eine Mumpserkrankung kann das Gewebe so stark schädigen, dass die Fruchtbarkeit eingeschränkt ist. Selbst wenn die Mumpsorchitis schon viele Jahre zurückliegt, kann sie sich noch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.

4. Chlamydien

Chlamydien sind Bakterien, die Infektionen an den Schleimhäuten verursachen können. Häufig bleibt sie unentdeckt, bei Männer wie bei Frauen. Zu den Symptomen zählen Ausfluss aus dem Penis, Schmerzen beim Wasserlassen oder eine schmerzhafte Schwellung der Hoden. Wird die Infektion nicht behandelt, können sich die Spermienwerte verschlechtern. Auch Entzündungen an Nebenhoden und Prostata sowie Verengungen der Harnröhre können die Folge sein.

5. Geschwulste und Tumore

Tumore im Bereich der Hoden sind selten. Sie schränken die Fruchtbarkeit ein und können gleichzeitig Metastasen im ganzen Körper bilden. Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Hoden sollten deswegen immer zeitnah durch einen Facharzt abgeklärt werden. Auch nach einer Behandlung mit Chemotherapie oder Bestrahlung nimmt die Spermaqualität ab.

6. Unzureichender Harnblasenverschluss

Wenn sich der Muskel zwischen Harnblase und Prostata nicht richtig schliesst, kann es zu einer retrograden Ejakulation kommen. Dabei fliesst das Sperma beim Orgasmus nicht in den Körper der Frau, sondern zurück in die Blase des Mannes. Von dort wird sie später mit dem Urin ausgeschieden.

7. Antikörper-Bildung

Aufgrund dieser immunologischen Sterilität wird die Samenzelle vom Körper des Mannes als Fremdkörper behandelt. Das Immunsystem bekämpft die eigenen Samenzellen, indem sich die Antikörper an die Spermien hängen. Dadurch sind sie langsamer und können die Eizelle nur sehr schwer erreichen.

Und zum Schluss noch eine gute Nachricht: Häufig lässt sich eine geringere männliche Fruchtbarkeit durch eine gute Fruchtbarkeit der Frau ausgleichen.

Publiziert von der Redaktion

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