Ganz OhrAb wann Ihr Baby Sie hören kann

Wussten Sie, dass Babys im Mutterleib hören können und nach der Geburt die Stimme ihrer Eltern wiedererkennen? Gute Gründe, den Hörsinn des Babys von Anfang an zu fördern.

Hörsinn des Babys: Wann kann Ihr Baby Sie hören?
Sensibel und komplex: Das Ohr des Menschen. © iStock / Getty Images Plus

Das Ohr ist das erste fertige Sinnesorgan des Menschen. Schon vor der Geburt kann der Fötus gut hören. Der Hörsinn wird während der Schwangerschaftswochen immer feiner. Klänge werden wiedererkannt und im Gehirn abgespeichert. Das ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung: So bereitet das Baby sich auf seine zukünftige Umgebung vor. Aber mit der Geburt ist der Sinn noch nicht voll entwickelt, das Gehör des Kindes wird in den ersten Monaten nochmal einen Sprung machen. 

Der Hörsinn bei Embryo und Fötus

Bereits eine Woche nach der Befruchtung sind beim Kind schon die ersten Knospen der Ohren im Mikroskop erkennbar. Die Entwicklung vom Ohr geht genau rasant voran wie sie begonnen hat. Das Ohr ist damit das erste funktionierende Sinnesorgan des Menschen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Ohr ist das erste Sinnesorgan, dass sich im Mutterleib entwickelt.
  • Das Baby erkennt seine Eltern an ihrer Art zu sprechen.
  • Es gibt viel zu lernen: Der Hörsinn entwickelt sich in den ersten Jahren stetig weiter.

Zwischen der 16. und der 20. Schwangerschaftswoche beginnt der Fötus zu hören. Er nimmt jetzt Geräusche von Hauptschlagader, Herz, Atmung und Darm der Mutter wahr. Ein Rauschen, Zischen und Gurgeln umgibt das Baby in der Gebärmutter. Die Geräusche haben eine Lautstärke von 60 bis 80 Dezibel. Das entspricht dem Lärm von einem Föhn oder einem Staubsauger.

Ihr Baby kann Sie hören!

Doch damit nicht genug, die Entwicklung des Hörsinns geht weiter, die Gehörknöchelchen verhärten sich. Bald hört der Fötus im Bauch auch wenn die Mutter sich unterhält oder Musik gespielt wird. Die Geräusche werden aber gedämpft durch Bauchdecke, Gebärmutter und Fruchtwasser.

Dass sich dieser Sinn so schnell funktioniert, ist eine grosse Chance. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Kind auf. Während Sie sprechen, prägt es sich bereits seine zukünftige Muttersprache ein, denn auch das Gehirn ist immer besser vernetzt. Spielen Sie ein Instrument oder singen Sie, damit Ihr Baby den Geräuschen lauschen kann. Ab der 23. Woche der Schwangerschaft hat es schon gelernt, diese zu unterscheiden. Auch der Herzschlag reagiert messbar auf unterschiedliche Musik. Bei Rockmusik wird er zum Beispiel schneller. Mozart und Vivaldi hingegen beruhigen.

Das Hörvermögen von Neugeborenen

Sobald nach der Geburt das Fruchtwasser aus dem Gehörgang entwichen ist, kann das Neugeborene klar hören. Um den Sinn zu testen, wird im Spital ein Hörscreening gemacht. Das ist schmerzfrei und dauert nur zwei Minuten. Dabei wird eine kleine Sonde, die leise Klick-Geräusche macht, ins Ohr eingeführt. Es gilt als bestanden, wenn auf mindestens einem Ohr sogenannte otoakustische Emissionen festgestellt werden.

So ist das Ohr aufgebaut

Von aussen ist nur die Ohrmuschel sichtbar. Der Gehörgang verläuft ins Innere zum Mittelohr. Dort trifft der Schall auf das Trommelfell, welches mit der Gehörknöchelchenkette aus Hammer, Ambos und Steigbügel verbunden ist. Der Steigbügel ist mit der Hörschnecke, der Cochlea, verbunden. Von dort werden die Signale an den Hörnerv weitergeleitet.

Eine Hörstörung haben etwa ein bis drei von 1000 Kindern wie die Zahlen vom Unispital Bern zeigen. Die Ursachen sind teils genetisch, teils bedingt durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt oder Krankheiten wie Mumps oder Masern. Auch das Thema Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft spielt bei Hörproblemen des Babys eine Rolle. Schwerhörige Kinder können schon ab sechs Monaten ein Hörgerät bekommen. Je früher das Gehör unterstützt wird, umso besser lernen die Kinder sprechen.

Säuglinge zeigen von Anfang an grosses Interesse an Stimmen, vor allem an denen, die ihnen gut bekannt sind. Der Mensch ist von Anfang an ein Gewohnheitstier.

Die Lautstärke von Geräuschen nimmt das Baby ähnlich laut wie Erwachsene wahr. Trotzdem kann es schlafen, wenn Sie kochen, staubsaugen oder die Geschwister laut kreischen. Die Erklärung für diese Fähigkeit ist einfach: Ihr Baby fühlt sich durch den Lärm in die Gebärmutter zurückversetzt und das beruhigt.

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Viel reden ist wichtig für die Entwicklung des Babys

Am Anfang kümmert es das Kind noch nicht, was Sie ihm genau erzählen. Wichtiger ist eine freundliche Tonlage. Mit etwa drei Monaten hört der Säugling genauer hin und lernt, die Laute von Eltern und Geschwistern nachzuahmen. Fast schon ein richtiges Gespräch! Die ersten Wörter werden bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Wie sich der Hörsinn des Babys entwickelt.
Das Baby versucht die Laute vom Mami nachzuahmen. © iStock, Thinkstock

Doch damit ist das Thema Hören noch lange nicht abgeschlossen. In den ersten drei Lebensjahren verfeinert sich die Hörfähigkeit dess Kindes stetig. Ihr Nachwuchs sollte in dieser Phase vielen Hörreizen wie Sprechen, Singen und Musik ausgesetzt sein. Später lernt das Gehirn des Kindes verschiedene Geräusche zu unterscheiden und zu lokalisieren. 

Doch Kinderohren gelten auch als empfindlich. Bei dauerbeschallten Kindern konnten Lern- und Leseschwierigkeiten festgestellt werden, wie die deutsche Lärmforschungsstudie NORAH gezeigt hat. Obwohl Krach im Spielzimmer zum Alltag gehört, gelten Schallquellen mit mehr als 85 Dezibel generell als hörschädigend. So laut ist es zum Beispiel direkt neben der Autobahn. Auch Kinder, die in der Nähe von Flughäfen aufwachsen, leiden laut der Studie unter dem Lärm. Neben dem Lernen zu Hören, ist es deshalb auch wichtig, die Stille kennenzulernen und andächtige leise Lesestunden zu geniessen.

Publiziert von der Redaktion

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