Augen aufSo entwickelt sich das Sehvermögen des Babys

Das Auge ist ein komplexes Organ. Nach der Geburt kann das Baby zwar sehen, aber Details noch nicht erfassen. Dem Sehvermögen des Babys steht eine grosse Entwicklung bevor. Die wichtigsten Schritte.

Sinne: Sehvermögen des Babys: von verschwommen bis deutlich
Der Sehsinn entwickelt sich nach der Geburt schnell weiter. © iStock / Thinkstock

Wir lesen Zeitung, bewundern die Landschaft und schauen unserem Gegenüber beim Plaudern ins Gesicht. Rund 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt nehmen wir über die Augen auf – ganz selbstverständlich.

Auch für das Baby ist im ersten Lebensjahr der Sehsinn wichtig. Sie betrachten alles mit grossen, interessierten Augen und speichern das Beobachtete ab. Sehen fördert die sprachliche, soziale und motorische Entwicklung.

Doch Sehen ist nicht gleich Sehen. Das Sehvermögen muss sich noch entwickeln, um Farben, Konturen und Entfernungen richtig wahrzunehmen. Und die Entwicklung geht schnell voran. Mit zwei bis drei Jahren erreicht das Kind das Sehvermögen eines Erwachsenen. Aber erst zum siebten Lebensjahr ist das Auge vollständig entwickelt.

Was das Baby im Mutterleib sieht

Bereits in der achten Schwangerschaftswoche ist das Gesicht des Embryos erkennbar, die Anlagen für die Augen vorhanden. In der 26. Schwangerschaftswoche öffnet Ihr Baby die Augen. Es nimmt bereits gedämpftes Licht in Rottönen wahr, denn Bauchdecke und Gebärmutter sind gut durchblutet und lichtdurchlässig.

Der Fötus reagiert, wenn eine Lampe auf Ihren Bauch scheint. Es gibt Versuche, Babys in Steisslage mithilfe einer Taschenlampe zu drehen, ihm sozusagen den Weg zu leuchten. Doch auch dabei ist Vorsicht geboten. Denn direktes und zu grelles Licht kann auf Dauer die Netzhaut Ihres Babys schädigen.

Im letzten Schwangerschaftsdrittel schliesst das Kleine nur noch beim Schlafen die Augen. Bei der Geburt erblickt das Baby also tatsächlich das «Licht der Welt».

Das Sehvermögen nach der Geburt

Bei der Geburt ist der Sehsinn das am schlechtesten entwickelte Sinnesorgan. Das Baby wird bei der Geburt vom hellen Licht geblendet. In Geburtshäusern und vielen Spitälern wird aus diesem Grund das Licht gedimmt. Im OP-Saal bei einem Kaiserschnitt ist dies nicht möglich.

Das Baby nimmt seine Umgebung zuerst verschwommen wahr und auch das Zusammenspiel seiner Augen funktioniert noch nicht richtig. Das ist auch der Grund, warum viele Neugeborene schielen, laut Studien rund sieben Prozent. Die Muskel müssen erst lernen, sich zu koordinieren. Auch die Anstrengung einen Gegenstand wie eine bunte Rassel zu fixieren, lässt die Neugeborenen manchmal schielen. Meist verwächst sich der schielende Blick bis zum vierten Monat.

Obwohl die Augen sich noch entwickeln, erkennen die Säuglinge schon Helligkeiten, Muster und Formen genau, zum Beispiel die Kontraste von einem schwarz-weissen Spielzeug. Auch Farben kann es sehen, jedoch noch nicht im Detail. Die Unterscheidung von Orange und Rot ist zum Beispiel noch schwierig.

Grosses Interesse zeigen die Neugeborenen auch an menschlichen Gesichtern. Sie suchen den Blickkontakt. In den ersten Wochen erkennt es vor allem die Umrisse und noch nicht die genauen Züge Ihres Gesichts. Kommen Sie mit ihrem Gesicht Ihrem Baby näher. Die Sehschärfe für Babys ist bei einem Abstand von 20 bis 25 Zentimetern am besten.

Von verschwommen bis scharf: So entwickelt ich das Sehvermögen des Babys.
Das Sehvermögen des Babys ist im Nahbereich besser. © iStock / Thinkstock

Die Augenfarbe des Babys

Die meisten hellhäutigen Neugeborenen haben blaue Augen. Dies liegt an der Menge an Melanin im Körper, die auch für die Haut- und Haarfarbe verantwortlich ist. Bei hellhäutigen Babys ist die Konzentration geringer, die Augen blau. Dunkelhäutigere Babys haben von Natur aus mehr Melanin und auch dunkle Augen. Meist bleiben die dunklen Augen auch dunkel.

Bei Neugeborenen mit blauen Augen ist es spannender. Die Augenfarbe kann sich im Laufe des ersten Lebensjahres noch verändern. Sobald sich dunkle Pünktchen im Auge bilden, kann davon ausgegangen werden, dass die Augenfarbe nachdunkeln wird. Meist zeigt sich die finale Augenfarbe im neunten Monat.

Sehen ist das A und O für die Entwicklung des Babys

Im ersten Lebensjahr entwickelt sich die Sehschärfe des Kindes rasant weiter. Mit zwei bis drei Monaten werden Farbnuancen besser wahrgenommen, mitt drei bis vier Monaten sehen die Augen koordiniert. Das Baby sieht räumlich, verfolgt Bewegungen und unterscheidet Farben. Das Interesse für die Umgebung steigt. Ihr Kleines erblickt weiter entfernte Gegenstände und greift danach: Es übt die Augen-Hand-Koordination. Eine wichtige Voraussetzung, um später präzise zu greifen.

Ab dem siebten Monat interessiert sich das Baby für Dinge ausserhalb seiner Reichweite und versucht, dorthin zu gelangen. Neues erkundet das Kind zuerst mit den Augen. Dann versucht es, die Gegenstände zu erreichen, in den Händen von allen Seiten zu betrachten und sehr wahrscheinlich auch mit dem Mund zu ertasten. Es erkennt die

Mit dem achten Monat nimmt ein Kind die Umwelt fast wie ein Erwachsener wahr. Im neunten Monat sieht es auch weiter entfernte Gegenstände im Raum. Das erhöht die Motivation sich fortzubewegen – drehend, robbend oder auch krabbelnd.

Das räumliche Sehen perfektioniert sich erst später, mit ungefähr zwei Jahren. Kleinere Kinder können deshalb beispielsweise nicht einschätzen, wie weit ein Auto noch entfernt ist.

Sehkorrekturen bei Babys

Schon im Alter von zwei Monaten zeigen einfache Tests, wie es um das Sehvermögen des Neugeborenen gestellt ist. Interessiert es sich mehr für ein einfarbiges oder ein gemustertes Blatt Papier? Meist ist es das bunt gemusterte und das ist gut so. Babys interessieren sich zunehmend für komplexere Muster. 

Bei den Vorsorgeuntersuchungen für Babys überprüft der Kinderarzt regelmässig die Form der Hornhaut. Ist sie unauffällig, wird davon ausgegangen, dass das Kind normal sieht. Überhaupt ist das Auge dazu in der Lage eine Fehlsichtigkeit durch das Wachstum selbst auszugleichen. Für die normale Entwicklung des Auges ist es jedoch von Vorteil, dass das Kind viel draussen ist. Immer mehr Studien zeigen diesen Zusammenhang von einem Mangel an Tageslicht und Kurzsichtigkeit auf.

Eine Korrekturbrille für Babys ist nur selten nötig. Zum Beispiel bei Frühchen, die stark schielen. So wird verhindert, dass das Auge mit der stärkeren Sehkraft dauerhaft dominiert und das andere in der Entwicklung gestoppt wird. Wenn die Brechkraft der Augen sehr unterschiedlich ist, hilft auch eine Augenklappe. Damit wird das stärkere Auge einige Stunden am Tag abgedeckt, damit sich das Schwächere anstrengen muss.

Im Forum diskutieren