Fehlgeburtsrisiko berechnenWie wahrscheinlich ist eine Fehlgeburt?

Mit der Freude über einen positiven Schwangerschaftstest schwingt oft auch die Sorge um eine mögliche Fehlgeburt mit. Tatsächlich können bestimmte Faktoren das Risiko erhöhen.

Die statistische Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt
Wie hoch das Fehlgeburtsrisiko ist, hängt von vielen Faktoren wie dem Alter von Mann und Frau ab. © iStock / Getty Images Plus

Bei einer Schwangerschaft ist auch von guter Hoffnung die Rede. Damit zeigt sich diese alte Redensart sehr realistisch. Denn eine Schwangerschaft ist eine Zeit der Vorfreude. Doch leider birgt sie auch Risiken wie eine Fehlgeburt.

Von einer Fehlgeburt ist die Rede, wenn der Abort vor der 24. Schwangerschaftswoche stattfindet oder das Kind weniger als 500 Gramm wiegt. Die Schwangerschaft endet somit, bevor das Kind lebensfähig gewesen wäre.

Jede Schwangerschaftswoche hat ein anderes Fehlgeburtsrisiko

Die genaue Schwangerschaftswoche zu kennen, ist eine gute Hilfe bei der Risikoeinschätzung. Während das Risiko, das Kind zu verlieren, zu Beginn der Schwangerschaft noch recht hoch ist, nimmt es mit fortschreitender Schwangerschaft ab.

Das Wichtigste in Kürze

  • 12 bis 15 Prozent der klinischen Schwangerschaften enden vorzeitig mit einer Fehlgeburt.
  • Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
  • Treten wiederholt Fehlgeburten auf, sollten Sie medizinischen Rat suchen.

Laut einer Studie liegt die Wahrscheinlichkeit eines Frühaborts, der sogenannten verhaltenen Fehlgeburt, bis zur sechsten Woche bei 50 Prozent. In den ersten Wochen bleibt er unbemerkt. Ab dem Ende der vierten Woche wissen manche Frauen schon durch den positiven Schwangerschaftstest von ihren Umständen. Solange noch ein Ultraschall den Test bestätigen kann, wird von einer «biochemischen Schwangerschaft» gesprochen.

Alle, die noch keinen Test gemacht haben, interpretieren die typischen Anzeichen wie eine starke Blutung als normale Regelblutung. Die eventuelle Verspätung wird häufig anderen Ursachen wie Stress zugeschrieben. Es kommt auch durchaus vor, dass der frühe Abgang ohne Symptome geschieht und völlig unbemerkt bleibt.

Mithilfe vom Ultraschall kann erst ab der sechsten Woche der Herzschlag des Embryos festgestellt werden. Frühestens dann wird die Schwangerschaft von einem Frauenarzt bestätigt. Ab diesem Zeitpunkt wird deshalb von einer klinischen Schwangerschaft gesprochen.

Das Fehlgeburtsrisiko nimmt ab der Mitte des zweiten Monats stark ab, auf 9,4 Prozent in der siebten Woche und 0,5 Prozent in der 10. Woche, wie eine australische Studie zeigt.

Daher macht es Sinn, die risikoreichen ersten zwölf Wochen, in denen insgesamt 80 bis 90 Prozent der Abgänge geschehen, in zwei Abschnitte zu unterteilen: die ersten sehr risikoreichen Wochen und die weiteren fünf.

Diesen Einfluss hat das Alter der Eltern

Für eine Risikoeinschätzung sind jedoch auch noch zwei weitere Faktoren von grosser Bedeutung: das Alter der Schwangeren zum Zeitpunkt der Empfängnis und die Zahl der bereits vorangegangen Fehlgeburten.

Laut einer dänischen Studie liegt das Risiko bei Frauen zwischen 20 und 24 Jahren bei 8,9 Prozent. Bei über 30-Jährigen steigt das Risiko bereits auf 20 Prozent, bei Schwangeren über 45 Jahren liegt es bei 74,7 Prozent. Somit nimmt mit dem Alter der Frau nicht nur deren Fruchtbarkeit ab, sondern auch das Fehlgeburtsrisiko stark zu.

Auch das Alter des Mannes hat Einfluss auf eine mögliche Fehlgeburt. Je älter er ist, umso wahrscheinlicher ist sie. Ab 35 Jahren liegt sie laut einer Studie bei 43 Prozent.

Das sagen Studien zur wiederholten Fehlgeburt

Das Fehlgeburtsrisiko einer Frau, die bislang keinen Abort erlitten hat, liegt durchschnittlich bei zwölf Prozent. Die kanadische Studie zeigt weiter, dass nach einer vorherigen Fehlgeburt die Wahrscheinlichkeit für einer wiederholten Verlust bei 14 bis 21 Prozent liegt. Nach einer zweiten Fehlgeburt steigt das Risiko bereits auf 29 Prozent an, nach drei Aborten auf bis zu 33 Prozent. Schwangere Frauen, die hingegen noch keine Schwangerschaft positiv beendet haben und zwei oder gar mehr Fehlgeburten erlitten, haben ein Fehlgeburtsrisiko von 40 bis 45 Prozent.

Eine amerikanische Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Demnach hat eine gesunde Frau ohne Vorgeschichte nur ein Fehlgeburtsrisiko von zwei Prozent. Vorausgesetzt es wurde ein fetaler Herzschlag festgestellt. Im Vergleich: Frauen mit vorangegangenen Fehlgeburten haben ein Risiko von 18 Prozent.

Allerdings treten nur in wenigen Fällen, bei ein bis vier Prozent der Frauen, wiederholte Fehlgeburten auf. Vor Jahren sprach man noch vom habituellen Abort, also dem gewohnheitsmässigem Abort, wobei das nach neuesten Erkenntnissen nicht der Realität entspricht. Die Zahlen einer englischen Studie zeigen, dass 60 bis 70 Prozent aller Frauen mit mehr als drei Fehlgeburten, ein gesundes Kind auf die Welt gebracht haben. Die Studie zeigte zudem, dass für die werdende Mutter die Zeit von der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche die kritischste ist.

Die häufigsten Ursachen

Viele Fehlgeburten haben genetische Ursachen. Aufgrund der Fehlbildungen beendet der Körper selbst die Weiterentwicklung vom Fötus. 

Aber auch medizinische Ursachen können zu dem Verlust führen. Daher ist es wichtig, dass sich eine Frau nach zwei Fehlgeburten medizinisch untersuchen lässt, wenn sie eine weitere Schwangerschaft anstrebt. Zu diesen Ursachen zählen unter anderem Störungen der Blutgerinnung, Hormonstörungen, Probleme mit dem Immunsystem, Endometriose, Fehlbildungen der Gebärmutter, frühere genitale Erkrankungen sowie vaginale Infektionen oder Infektionen der Gebärmutter.

Mitunter liegen Chromosomenstörungen vor, wobei auch Erkrankungen der Mutter wie eine Zervixinsuffizienz, die Muttermundschwäche, oder auch Hormonstörungen möglich sind. So können eine Gelbkörperschwäche, der sogenannte Progesteronmangel, oder auch polyzystische Ovarien und zu viele männliche Geschlechtshormone die Gründe für erneute Fehlgeburten sein.

Das Antiphospholipid-Syndrom, bei dem die Betroffenen zur Bildung winziger Blutgerinnsel neigen, ist ein weiterer Auslöser für den Verlust des Kindes. Dieses Syndrom kann mit Medikamenten behandelt werden, die das Blut verdünnen.

Zigaretten- und Alkoholkonsum zählen zu den Ursachen sowie die Einnahme von bestimmten Medikamenten.

Anzeichen für einen spontanen Abort

Neben der Blutung, sind auch starke Schmerzen im Rücken ein häufiges Symptom. Dazu kommen als weitere Anzeichen Fieber, eitriger Ausfluss und krampfartige Schmerzen im Unterbauch. Wenn die Schwangerschaft fortgeschritten ist, kann auch Fruchtwasser abgehen. Bei all diesen Anzeichen sollten Sie schnell Ihren Arzt oder die Hebamme für eine Untersuchung kontaktieren.

Was passiert nach einer Fehlgeburt?

Je nach Woche der Schwangerschaft verläuft der Abgang anders. In den ersten Wochen wird der ganze Embryo meist problemlos mit der Plazenta ausgestossen, häufig begleitet von einer Blutung, manchmal sogar ganz ohne Symptome.

Hilfe für die Eltern

Der Verlust eines Kindes, auch wenn er früh und auf natürlichem Wege geschehen ist, ist ein schwerer Schicksalsschlag. Darüber zu sprechen, fällt vielen Paaren schwer. Gespräche mit dem Arzt über die möglichen Ursachen sind empfehlenswert. Auch Vereine wie Appella bieten kostenlose Hilfe an, zudem gibt es auch Trauerbegleitungen wie Kindsverlust e.V. für Mütter und Väter von Sternenkindern.

Mit Beginn der neunten Schwangerschaftswoche wird es meist komplizierter, denn ab dem dritten Monat die Plazenta fester an der Gebärmutter und oft bleiben Reste zurück. Diese werden bei einer Ausschabung entfernt, ein kurzer operativer Eingriff, der jedoch unter Vollnarkose durchgeführt wird.

Mediziner empfehlen den Frauen nach einem Abort eine Ruhepause von drei Monaten bevor eine erneute Schwangerschaft angestrebt wird. Der Grund: Die Gebärmutterschleimhaut sollte, bevor die nächste Schwangerschaft einsetzt, genug Zeit zur Rehabilitation bekommen.

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