Abschied vom StillenWann und wie das Abstillen gut gelingt
«Mama, hast Du etwa Salbeitee getrunken, da kommt keine Milch mehr?» Interessante Fakten und praktische Tipps zum Abstillen, mit denen sich Mutter und Kind wohlfühlen.
Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Dieses Gefühl überkommt früher oder später die meisten Mütter. Manche schon nach wenigen Monaten, andere nach mehreren Jahren, vielleicht gerade in dem Moment, in dem das Kind der Mutter in aller Öffentlichkeit die Bluse hochschiebt.
Das Abstillen ist für viele Kinder eine Überraschung und auch für die Mütter eine grosse Umstellung. War die Stillzeit doch eine Zeit voller inniger Nähe zwischen Mutter und Kind, auch wenn es beschwerliche Momente gab. Ist der Entschluss gefasst, kommt bei vielen Frauen Wehmut nach der unwiederbringlichen Zweisamkeit auf. Und es können sich auch Zweifel breitmachen: Habe ich den richtigen Zeitpunkt gewählt und ist meine Art und Weise abzustillen wirklich gut?
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Das Wichtigste in Kürze
- Den Zeitpunkt zum Abstillen sollten Mutter und Kind für sich treffen.
- Es kann schnell oder auf natürlichem Weg abgestillt werden.
- Verschiedene Hausmittel helfen, die Milchproduktion zu reduzieren.
Manchmal verliert das Kind ganz ohne das Zutun der Mutter von heute auf morgen das Interesse am Trinken an der Brust. Das ist natürlich ein idealer Vorgang, aber nicht die Regel. Passiert es nicht, sollten am besten Mutter und Kind aus ihren Gefühlen heraus entscheiden, wann das Ender der Stillzeit gekommen ist. Denn es gibt keine pauschale Antwort darauf, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.
Die WHO, World Health Organization, empfiehlt, Babys sechs Monate voll zu stillen. Aus medizinischer Sicht genügen vier Monate, um das Immunsystem des Kindes zu stärken. Die WHO rät zudem, bis zum Ende des zweiten Lebensjahres zumindest teilweise zu stillen, da Muttermilch alle wichtigen Nährstoffe für das Baby enthält, die Abwehrkraft stärlt und Infektionskrankheiten und Allergien vorbeugt.
Dennoch gibt es gute Gründe abzustillen: bei Problemen mit Milchstau oder eine schmerzhafte Brustentzündung, dass das Baby mit seinen ersten Zähnen in die Brustwarzen beisst oder dass die Mutter Medikamente einnehmen muss, die nicht mit dem Stillen vereinbar sind.
Irgendwann zwischen dem dritten Lebensmonat und dem zweiten Lebensjahr werden sich viele Mütter mit dem Thema Abstillen auseinandersetzen müssen, obwohl auch nichts gegen das Langzeitstillen spricht.
Die Geschwindigkeit beim Abstillen
Sowohl für die Mutter als auch für das Baby ist das Abstillen ein grosser Schritt: Die Mama muss Loslassen, das Kind muss lernen, mit einer anderen Ernährung zurechtzukommen und selbstständiger zu werden. Wie schnell abgestillt wird, ist eine grundsätzeliche Entscheidung, die vor allem die Frau treffen sollte. Dennoch sollte auch der Vater einbezogen werden, da auch er je nach gewählten Vorgehen viel zu tun hat.
Schnelles Abstillen
Das plötzliche Abstillen erfolgt innerhalb weniger Tage, zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen der Frau, wegen einer neuen Schwangerschaft oder weil sich gerade ältere Kinder so sehr an die Brust gewöhnt hat, dass sie sich weigern, Ersatz anzunehmen.
Bei diesem Vorgehen ist auch der Papa stark gefragt: Er kann das Füttern, das Zubettgehen und das Trösten des Kindes in der Nacht übernehmen. Ist die Mutter nicht mehr zu sehen und zu riechen, lassen sich die Kinder gut auf die Alternative ein, empfiehlt Hebamme Ingeborg Stadelmann in ihrem Buch «Hebammensprechstunde». Doch braucht es gute Nerven seitens beider Elternteile, diese Entzugskur durchzuziehen.
Wird das Kind innerhalb weniger Tage nicht mehr gestillt, muss die Mutter in vielen Fällen Milch abpumpen, um unangenehme Brustdrüsenschwellungen zu vermeiden. Dies geht mit einer Milchpumpe oder durch Ausstreichen mit der Hand. Es sollte jedoch nur so viel Milch abgepumpt werden wie nötig, um die Beschwerden zu lindern. Ansonsten wird der Körper angeregt, weiter Milch zu produzieren.
Natürliches Abstillen
Beim langsamen, natürlichen Abstillen trinkt das Kind schrittweise immer seltener an der Brust. Nach und nach wird es weniger gestillt und die Stillmahlzeiten werden durch feste Nahrung ersetzt. Meist werden erst die Nachmittagsmahlzeit, dann das Stillen am Mittag und erst dann das morgendliche Stillen sowie das gemütliche Kuscheln an der Brust beim Einschlafen abgewöhnt wird.
Je weniger, das Kind die Brust stimuliert, umso weniger Milch wird produziert. Gleichzeitig bilden sich die Milchdrüsen zurück. Das natürliche Abstillen braucht Zeit, denn sonst besteht die Gefahr von Milchstau oder im schlimmsten Fall einer Brustentzündung.
Mit diesen Tipps helfen Sie Ihrem Kind beim sanften Abstillen.
Dem Alter des Babys entsprechend abstillen
Ebenso wenig wie es den richtigen Zeitpunkt zum Abstillen gibt, existiert auch nicht eine einzige Methode, um richtig abzustillen. Vielmehr gibt es je nach Alter des Kindes unterschiedliche Vorgehensweisen.
Baby unter 4 Monaten
Bei Babys, die jünger als vier Monate alt sind, wird von der WHO empfohlen, noch keine Beikost einzuführen. Stattdessen kann auf das Fläschchen das Trinken an der Brust ersetzen oder aber die Muttermilch wird einfach abgepumpt. Das kann auch eine sinnvolle Lösung für berufstätige Mütter sein, die in dieser Zeit wieder zu arbeiten beginnen. Informieren Sie sich in diesem Fall, wie Sie die abgepumpte Muttermilch lagern und richtig verwenden.
Baby ab 6 Monaten
Babys ab einem halben Jahr können bereits problemlos Beikost zu sich nehmen. Zunächst ersetzen einfache Breie, Obst und Joghurt die ersten Stillmahlzeiten. Dann wird nach und nach festere Nahrung eingeführt. Die Milchmenge in der Brust bildet sich automatisch langsam zurück, weil weniger gebraucht wird.
Baby ab 12 Monaten
Mit einem Jahr sind viele Kinder schon an Beikost in Form von fester Nahrung gewöhnt, viele trinken auch schon auf einer Tasse. Funktioniert das noch nicht, bieten Sie einen Gummisauger an der Flasche an. Er befriedigt das Saugbedürfnis des Kindes und beruhigt, genau wie vorher das Nuckeln an der Brust auch mehr als reine Nahrungsaufnahme war. Es sorgt für Geborgenheit.
Abstill-Hausmittel für die Mutter
Beratung beim Abstillen
Auskunft bei Fragen zum Stillen und Abstillen bieten zum Beispiel die La Leche Liga und der Berufsverband Schweizerischer Stillberaterinnen. Es werden auch Beraterinnen vermittelt, die in der Nähe wohnen sowie Stilltreffen für Mütter organisiert. Hilfe bietet auch die Mütter- und Väterberatung.
Beim Abstillen muss sich der Körper massiv umstellen. Plötzlich ist die bisher produzierte Milchmenge nicht mehr gefragt. Die Überproduktion macht die Brüste prall und verursacht bei manchen Frauen vielleicht Schmerzen. Diese natürlichen Mittel können helfen, die Milchproduktion einzugrenzen.
Tee
Insgesamt sollte beim Abstillen weniger getrunken werden als bisher. Auf milchfördernde Getränke wie Sekt und Bier sollte ganz verzichtet werden. Stattdessen helfen Tees aus Salbei und Pfefferminze sowie Zitrone.
Kalte Wickel
Wenn das Kind pro Mahlzeit nur auf einer Seite angelegt wird, verringert dies die Milchmenge. Gleichzeitig sollte die andere Brust gekühlt werden, zum Beispiel mit einem Kühlakku. Auch zwischendurch können Sie sich kalte Wickel auf die Brust legen.
Enger BH
Zwischen den Stillmahlzeiten sollten Sie einen eng sitzenden BH tragen. Auch können Sie einen eng geschnürte Wickel aus Baumwolltüchern um die Brust binden.
Globuli und Tabletten
Es gibt homöopathische Globuli gegen den Milcheinschuss. Als Alternative zur Homöopathie sind auch Tabletten auf dem Markt, die prolaktinhemmend wirken. In beiden Fällen sollten Sie sich vorher mit einer Hebamme oder dem Frauenarzt absprechen.