Die 4 GeburtsphasenWie die natürliche Geburt abläuft

Von der Eröffnungsphase bis zur Nachgeburt: Die Geburt ist ein anstrengender Prozess, der in vier Phasen eingeteilt wird. Das erwartet Sie in jedem Abschnitt.

Der Ablauf der Geburt – die Geburtsphasen 
In allen vier Geburtsphasen braucht die werdende Mutter vor allem eines: Glück. © iStock / Getty Images Plus

Vorfreude und Anspannung sind gross vor der Geburt. Wie wird wohl der Geburtstag des Babys werden? Jede Geburt verläuft anders. Allen gemein ist nur der Ablauf in diesen vier Phasen: Eröffnungsphase, Übergangsphase, Austreibungsphase und Nachgeburtsphase.

1. Eröffnungsphase: Der Muttermund öffnet sich

Die Geburt beginnt mit der Eröffnungsphase. Diese erste Phase ist mit zwölf Stunden oder mehr zugleich die längste. Sie endet erst, wenn der Gebärmuttermund fast vollständig geöffnet ist. Die Zeit wird unterteilt in eine Latenzphase und eine aktive Phase.

Latenzphase

In der Latenzphase setzt die Gebärmutteraktivität ein. Die Wehen sind noch leicht und unregelmässig. Sie fühlen sich eher wie Regelschmerzen oder Rückenschmerzen an. Der Muttermund wird nun dünner und «verstreicht», wie es im Fachjargon heisst. Erst wenn er verstrichen ist, kann er sich langsam öffnen. Das kann bis zu acht Stunden und bei Erstgebärenden sogar länger dauern. 

Die Wehen kommen meist in regelmässigen Abständen von etwa 15 bis 20 Minuten und dauern nicht länger als 30 bis 60 Sekunden. Einige Frauen haben durch Vorwehen einen kleinen Vorsprung, denn auch durch sie kann sich der Muttermund schon einige Zentimeter öffnen.

Aktive Phase

Die aktive Phase beginnt, wenn der Muttermund zwei Zentimeter geöffnet ist. Die Kontraktionen der Gebärmutter werden nun regelmässiger, die Wehen schmerzhafter. Dabei drückt der Kopf des Babys auf den Gebärmutterhals und dehnt ihn aus. Gleichzeitig wird der Kopf durch die Gebärmutterhalsmuskulatur nach oben gezogen. Millimeter um Millimeter öffnet sich dabei der Muttermund. Das Ziel sind zehn Zentimeter.

In der ersten Geburtsphase sollten die Frauen noch sehr aktiv sein, sich bewegen, Treppen gehen oder auf einem Gymnastikball das Becken kreisen. Kerzen, Musik, ein warmes Entspannungsbad oder eine Massage: Es gibt jetzt viele Möglichkeiten, die Zeit zwischen den Wehen erträglich zu gestalten. Zwischendurch werden mit dem CTG die Herztöne und Sauerstoffversorgung des Kindes und die Wehentätigkeit kontrolliert.

Häufige Besuche auf dem WC helfen, mehr Freiraum für das Baby in der Fruchtblase zu schaffen. Manchmal wird auch ein Einlauf gemacht. Die Darmentleerung ist unangenehm, aber in zwei Minuten geschafft. So drückt der Darm nicht mehr auf den Geburtskanal. Viel sollte nun nicht mehr gegessen werden. Zum einen, um den Magen nicht zu füllen. Zum anderen, um die Aspiration des Mageninhalts bei einer Notoperation mit Vollnarkose zu vermeiden.

Die Wehen werden mit der Zeit stärker und kommen auch häufiger: alle fünf Minuten, dann alle zwei Minuten. Gerechnet wird immer vom Beginn einer Wehe bis zum Beginn der nächsten. Die Geburtsschmerzen nehmen zu und lassen sich zum Beispiel durch Wärmflaschen, Akupunktur, Bewegung und Atemübungen sowie die Hypnobirth-Technik lindern. Kommt die Frau an ihre Grenzen, gibt es auch schmerzlindernde Medikamente sowie regionale Betäubungen wie die Peridural-Anästhesie, PDA, und den Pudendus-Block.

Wenn die Fruchtblase platzt

Zum Ende der Eröffnungsphase springt in der Regel die Fruchtblase. In einigen Fällen kann dies aber auch bereits vor dem Einsetzen der Wehen geschehen. Sollte die Blase zu Beginn der nächsten Phase noch nicht gesprungen sein, kann sie durch den Frauenarzt oder die Hebamme zum Platzen gebracht werden. Dies wird Fruchtblasensprengung, Amniotomie, genannt. Danach drückt der Kopf des Babys ohne das Polster der Fruchtblase direkt auf den Muttermund, die Wehen werden stärker, der Geburtsverlauf beschleunigt.

Das Baby arbeitet sich in dieser Zeit weiter voran, es tritt ins mütterliche Becken ein und muss dabei den Kopf mehrfach im richtigen Moment drehen. Beim Beckeneingang zunächst eine Vierteldrehung um 90 Grad, in der runden Beckenmitte muss es das Kinn auf die Brust legen und zuletzt noch die Kurve im s-förmigen Geburtskanal nehmen. So hat der Kopf den kleinsten Durchmesser.

2. Übergangsphase: Der Muttermund ist vollständig geöffnet

Kurz und heftig ist die Phase, in der sich der Muttermund vollständig öffnet. Es fehlen nur noch zwei oder drei Zentimeter. Dann hat das Köpfchen die richtige Position, um geboren zu werden.

Während viele Frauen in der langen Eröffnungsphase einen Rythmus finden, mit den Wehen umzugehen, verändert sich nun alles. Die Wehen kommen unregelmässig, schnell hintereinander und lassen sich nur schwer veratmen. Konkret bedeutet dies: Die Wehen kommen im Minutentakt und können 60 bis 90 Sekunden anhalten. Sie fühlen sich wie eine Dauerwehe an. Da die Pausen kurz sind, kommen viele Frauen nun an ihre körperlichen Grenze. Sie verlangen einen Kaiserschnitt, wollen nach Hause oder rufen «Ich will nicht mehr».

Die Übergangsphase ist vor allem an den Emotionen zu erkennen. War die Situation im Gebärsaal vorher noch kontrolliert oder ruhig diszipliniert, wird es nun laut. Diese ungeahnten und unbekannten Gefühlsausbrüche der Frau können auch den Partner sehr verunsichern. Er sollte die Wut und Abweisung seiner Frau im Wehenschmerz aber nicht persönlich nehmen.

Ein weiteres Zeichen für diese Geburtsphase ist das Gefühl, nochmal schnell aufs WC zu müssen. Auslöser für diesen Eindruck ist der Kopf des Babys. Er liegt schon tief im Becken. Aber bevor er die S-Kurve genommen hat, drückt er auf den Enddarm. Frauen, die einen Einlauf bekommen haben, können sich jetzt glücklich schätzen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Es wäre nur fatal, gegen den Stuhldrang und damit auch gegen die Wehen zu arbeiten.

Es hilft dem Baby die Kurve zu nehmen, wenn das Becken bewegt wird. Eine gute Alternative ist zum Beispiel die Seitenlage, wo sich der kindliche Rücken befindet. Auch aufrechte Positionen wie das Stehen an einem Seil, Bauchtanzeinlagen oder das Hocken im Wechsel mit Bewegung helfen. Das Baby kann so die Schwerkraft nutzen und nach unten sinken.

3. Austreibungsphase: Das Kind kommt

Nach der vollständigen Öffnung des Muttermundes beginnt die Austreibungsphase, die mit der Geburt des Kindes endet. Während dieser Endphase der Geburt setzen die Presswehen ein. Die Gebärende schiebt das Baby aktiv hinaus. Der Arzt oder die Hebamme unterstützt sie dabei zum Beispiel mit der Anleitung zu einer bestimmten Atemtechnik, dem richtigen Einsatz der Bauchmuskulatur und der Öffnung des Beckenbodens. In Kombination mit den starken Wehen, von denen drei bis vier in zehn Minuten auftreten, und dem Willen, das Kind zu gebären, geht es voran.

Diese Phase wird von den meisten Schwangeren als die anstrengendste und intensivste empfunden, da die Wehen sehr stark sind und in kurzen Abständen auftreten. Im Vergleich zur Eröffnungsphase ist sie aber deutlich kürzer. In der Regel dauert diese Phase der Geburt zwischen 20 Minuten bis zu zwei Stunden. Bei Schwangeren, die bereits Kinder haben, ist die Endphase häufig kürzer als bei Erstgebärenden.

Mit jeder Wehe wird das Kind weiter in Richtung Beckenboden geschoben, bis das Köpfchen sichtbar wird. Manchmal bleibt Zeit, dass die Frau selbst die Haare ihres Babys in der Scheide fühlen kann. Diese wunderbare Berührung gibt neue Kraft.

Der Kopf des Kindes sollte nicht zu schnell geboren werden, da sonst das Dammgewebe reisst. Deshalb wird die Hebamme warnen, nicht zu stark zu schieben. Oft hält sie auch den Damm von aussen, um den Druck des Köpfchens etwas abzumildern. Bei aufrechten Gebärpositionen kommt es seltener zu Gewebeverletzungen.

Zuerst wird sich der Hinterkopf, dann die Stirn und anschliessend das Gesicht zeigen. Ist der Kopf ganz geboren, hält ihn die Hebamme in beiden Händen. Die Schultern werden leicht gedreht, damit sie es leichter beim Durchtritt haben. Dann ist das meiste geschafft, Bauch und Beine kommen mit der nächsten Wehe schnell nach. Oft begleitet von einem Schwall Fruchtwasser. Ihr Baby ist geboren.

4. Nachgeburtsphase: Die Geburt der Plazenta

Nach der Geburt wird das Baby direkt auf den Bauch der Mutter gelegt, um Körperkontakt herzustellen. Während dem Bonding hört die Nabelschnur auf zu pulsieren. Dann kann sie abgetrennt werden. Auf Wunsch auch vom Vater.

Nabelschnurblutbanken

Die Stiftung Blut-Stammzellen SBSC koordiniert öffentliche und familieninterne Spenden. Sie werden bei den Nabelschnurblutbanken in Basel oder Genf aufbewahrt. Kommerzielle Anbieter sind Cryo-Save AG mit Hauptsitz in Belgien, die Swiss Stem Cells Bank SA im Tessin und die deutsche VITA 34 AG.

Blutstammzellen aus der Nabelschnur können heutzutage auch zur Behandlung späterer eventueller Krankheiten wie Blutkrebs aufbewahrt werden. Auch Spenden sind möglich. Egal, wofür Sie sich entscheiden: Die Nabelschnur hat in diesem Fall keine Zeit zum Auspulsieren, sondern wird schnell abgeklemmt. Speziell geschulte Geburtshelfer entnehmen ihr 60 bis 150 Milliliter Blut. Dieses wird an die ausgewählte Nabelschnurblutbank weitergeleitet. Dort wird es weiterverarbeitet und in Stickstoff tiefgekühlt bis ein Patient genau diese Stammzellen benötigt.

In ihrer Freude, den kleinen Menschen endlich in ihre Arme schliessen zu können, schenken viele Eltern dieser letzten Geburtsphase wenig Aufmerksamkeit. In dieser Zeit wird auch ein Dammriss oder Dammschnitt mit einer örtlichen Betäubung versorgt und was noch viel wichtiger ist: Durch die Nachwehen wird die Plazenta ausgestossen. Diese muss sich zwingend vollständig ablösen oder notfalls durch eine Ausschabung entfernt werden. Sonst könnte es zu gefährlichen Infektionen oder Blutungen kommen.

Wenn der Mutterkuchen nicht von alleine kommt, helfen einige kleine Tricks. Sobald das Kind an der Brust der Mutter saugt, sorgen die Hormone dafür, dass sich die Gebärmutter erneut zusammenzieht. Auch eine Massage der Gebärmutter, das Reiben an den Brustwarzen, eine Fussreflexzonenmassage und Akupunktur helfen.

Publiziert von der Redaktion

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