Bloss keinen Sonnenbrand!Das macht die perfekte Sonnencreme für Ihr Baby aus

Endlich Sommer! Doch wie werden Babys am besten vor der Sonne geschützt? Dr. med. Isabelle Luchsinger, Dermatologin im Kinderspital Zürich, erklärt, worauf es bei der Wahl der Sonnencreme fürs Baby ankommt.

Sonnencreme für Baby
Grundregeln für die Baby-Sonnencreme: Dick auftragen und nachcremen. © iStock, Getty Images Plus

Im Sandkasten buddeln, am See plantschen oder über die Wiese krabbeln – im Sommer macht es einfach Spass, viel draussen zu sein. Doch so schön es in der Sonne auch ist, müssen Eltern ganz besonders auf ihren kleinen Schützling aufpassen. Denn die Haut von Babys und Kleinkindern reagiert besonders empfindlich auf Sonnenstrahlen.

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Darum brauchen Babys speziellen Sonnenschutz

«Ein neugeborenes Baby hat zwar aus anatomischer Sicht eine vollständig entwickelte Haut», erklärt Isabelle Luchsinger, Dermatologin im Kinderspital Zürich. «Aber die schützende obere Hautschicht ist deutlich dünner, als bei Erwachsenen.»

Auch die Melanin-Produktion, die die DNA vor schädlichen UV-Strahlen schützt, sei noch sehr tief. «Kinderhaut zeigt nur eine geringe Pigmentierung und bräunt nur wenig. Der Eigenschutz ist deshalb auch sehr klein», so die Expertin.

Schon nach fünf bis zehn Minuten kann es bei ungeschützter Babyhaut zu Sonnenbrand kommen. «Daher brauchen Babys einen extra Schutz», sagt Luchsinger. Direkte Sonne sollte gemieden werden, besonders während der Mittagszeit von 11 Uhr bis 15 Uhr. Und: Auch im Schatten müsse Sonnencreme aufgetragen werden, betont die Dermatologin. Sie selbst habe ihre Kinder im Babyalter ebenfalls regelmässig eingecremt.

Die Schweiz ist eine Hochburg für schwarzen Hautkrebs

Laut der Dermatologin muss Sonnenschutz in einem grösseren Kontext betrachtet werden. «In der Schweiz ist Hautkrebs der häufigste Krebs», sagt Luchsinger. Hautkrebs entsteht im Zusammenhang mit der UV-Strahlung der Sonne und den dadurch entstandenen Schäden an der Erbsubstanz, der DNA. «Beim schwarzen Hautkrebs haben wir die höchste Zahl an Neuerkrankungen in ganz Europa», stellt Luchsinger fest. Doch es gibt einfache Mittel, sich zu schützen. «Ein konsequenter Sonnenschutz, schon im Kindes- und Jugendalter, reduziert das Hautkrebsrisiko deutlich.» Dies gelte auch für das erste Lebensjahr. 

Schon nach fünf bis zehn Minuten können Babys Sonnenbrand bekommen.

Chemische Filter und mineralische Filter – der Unterschied

Sonnenschutzmittel basieren entweder auf chemischen oder mineralischen UV-Filtern. Chemische UV-Filter schützen, indem sie UV-Strahlen absorbieren und in Wärme umwandeln.

Mineralische Filter hingegen liegen auf der Haut und reflektieren Sonnenstrahlen. Die in dieser Creme enthaltenen Partikel Titandioxid und Zinkdioxid sind mineralischen Ursprungs, daher der Name. Oft werden beide Filterarten kombiniert in Sonnenschutzprodukten verwendet.

Diese Inhaltsstoffe sollten gemieden werden

Babys haben, verglichen mit Erwachsen, eine grössere Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen. Zudem ist die Hautschicht dünner und somit sensibler. «Daher ist der Effekt von chemischen Filtern potenziell stärker», so die Dermatologin. Dies sei problematisch, denn gewisse chemische Filter werden verdächtigt, hormonaktive Substanzen zu enthalten. Bei Menschen relevante hormonähnliche Effekte konnten allerdings nie nachgewiesen werden und der Nutzen der chemischen Filter überwiegt sehr klar deren Risiken.  

Gemieden werden sollten dennoch die in den USA sehr gebräulichen Filter Octinoxat, auch Ethylhexyl Methoxcycinnamate genannt, sowie Oxybenzone (Benzophenone-3). Beide weisen im Labor hormonähnliche Effekte auf und scheinen zudem für die Umwelt problematisch zu sein. Das hat dazu geführt, dass die Regierung in Hawaii ein Gesetz verabschiedet hat, das diese Substanzen künftig verbietet.

Auch der chemische Stoff Octocrylen sollte aufgrund seines höheren Risikos für Hautirritationen und Allergien bei Kindern nicht verwendet werden. Zudem sollten die Produkte frei von Parfum sie, da diese Allergien hervorrufen können.

Die richtige Sonnencreme für Babys

Laut der Expertin sollten Eltern für ihr Baby hauptsächlich zum rein mineralischen Sonnenschutz greifen.

Produkte im Vergleich

Die Inhaltsstoffe der Sonnencremes ändern sich ständig. Testsieger- und Verlierer können heute schon wieder ganz andere Rezepturen haben. Den aktuellsten Test hat Öko Test im Juni 2019 veröffentlicht.

Alternativ seien auch von der Firma für dieses Alter des Babys eindeutig deklarierten Produkte mit chemischen oder gemischten Filtern möglich.

Jedoch stören sich manche Eltern an einem kleinen Schönheitsmanko: Mineralische Cremes weisseln und sind schwieriger zu verteilen als chemische Sonnencremes. Allgemein sollte gemäss Dr. Luchsinger ein Produkt gewählt werden, das hypoallergen ist.

Sonnencreme-Test: Öko-Test beurteilt 20 sensitive Sonnencremes 

Das Verbrauchermagazin Öko Test hat in seiner Juni Ausgabe von 2019 im Sonnencreme-Test für empfindliche Haut 20 Produkte getestet. Darunter befanden sich Cremes, Balsame, Lotionen und Sprays. Zwar sind diese nicht speziell für Babys oder Kids ausgezeichnet, jedoch können die Marken der Testsieger eine gute Orientierungshilfe sein. Denn häufig haben sie auch Babysonnencreme im Sortiment.

Getestet wurde auf schädliche Inhaltsstoffe, wie allergisierende Duftstoffe, problematische Konservierungsmittel, hormonell wirksame UV-Filter, Silikone, Paraffine und PEG sowie PEG-Derivate, welche die Haut durchlässig für Fremdstoffe machen. Zudem wurde bemängelt, wenn sich auf der Verpackung umweltbelastende synthetische Polymere befinden. Ob die Sonnencremes den angegebenen Lichtschutzfaktor einhalten, wurde nicht getestet. Denn dies müsste laut der anerkannten Testmethode durchgeführt werden, indem an Menschen Sonnenbrände verursacht werden. 

Sonnencreme für Babys

Diesen Lichtschutzfaktor brauchen Babys

Luchsinger empfiehlt einen möglichst hohen Lichtschutzfaktor. «Ich tendiere zu Lichtschutzfaktor (LSF) 50, aber LSF 30 ist auch in Ordnung», sagt sie. Wichtig sei, dass die Sonnencreme nicht nur einen UVB, sondern auch einen UVA Schutz biete. Zu erkennen sei dies an dem runden UVA Siegel auf der Verpackung. Die Expertin rät: Nicht zu sparsam auftragen, und oft Nachcremen.

Jede vom Licht betroffene Körperstelle muss eingecremt werden.

Ob der von der Firma berechnete Schutzfaktor wirkt, hängt stark davon ab, wieviel Sonnencreme verwendet wird. Zu dünn aufgetragenes Sonnenschutzmittel hat eine schlechtere Wirkung. «Es ist wichtig, eine gute Menge zu verwenden», stimmt Luchsinger zu. «Jede vom Licht betroffene Körperstelle muss eingecremt werden.» Im Gesicht sei es wichtig, nicht wie mit normalen Feuchtigkeitscremes nur die Wangen, sondern auch die Schläfen, die Lippen und die Nase einzucremen.

In diesem Zusammenhang könne der Weiss-Effekt der mineralischen Sonnencreme auch als Vorteil gesehen werden: Es ist offensichtlich, welche Stellen beim Eincremen übersehen wurden. Am häufigsten werden laut der Dermatologin übrigens die Füsse und Hände vergessen.

Auch Kleidung bietet Sonnenschutz

Ja, Sonnencreme ist wichtig. Aber Kleidung ist es auch: Der Körper des Kindes sollte so viel wie möglich bedeckt sein. Dazu gehört eine Kopfbedeckung, der die empfindliche Kopfhaut schützt. Ideal ist als Sommerkleidung fürs Baby eine Kappe mit heruntergezogenem Nackenschutz.

Ein langärmliges Baumwoll-T-Shirt und eine lange Hose macht den Schutz komplett. «Dabei ist zu beachten, dass nicht jedes Kleidungsstück den gleichen UV-Schutz hat», warnt die Dermatologin. Grundsätzlich haben dunklere Stoffe einen besseren UV-Schutz als helle. Ebenfalls wichtig sei, wie dicht der Stoff gewoben ist.

Und aufgepasst: Wird das T-Shirt nass, verliert es seinen Schutzeffekt. Mit spezieller UV-Kleidung mit einem Faktor von UPF 30 oder UPF 50 sind Eltern und ihr Kind auf der sicheren Seite.

Kann Sonnencreme Hautausschlag verursachen?

Das Risiko für einen Hautausschlag ist bei Sonnencremes mit chemischen Filtern generell höher als bei mineralischen Filtern. In den meisten Fällen liegt jedoch die Ursache für den Ausschlag woanders: Wahrscheinlich ist das Kind zu warm angezogen. Wenn es stark schwitzt, bilden sich Bläschen oder rote Punkte auf der Haut.

«Diese sogenannten Hitzepickel sind weitaus häufiger als ein Ausschlag von Sonnenschutzmittel», sagt Luchsinger. «Es empfiehlt sich daher, leichte, luftdurchlässige Baumwollkleidung zu tragen und sich im Schatten aufzuhalten», rät sie. Eine zu fettende Sonnencreme begünstige ebenfalls die Entstehung von Hitzepickeln.

Hilfe, mein Baby hat Sonnenbrand!

Was kann ich tun? Sollte die empfindliche Haut gerötet sein, sei es laut der Expertin wichtig, dass das Baby genug Flüssigkeit trinke. Ausserdem sollte die Haut gekühlt werden. Wenn es durch den Sonnenbrand zu Blasenbildung auf der Haut kommt, muss ein Kinderarzt kontaktiert werden.

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