Embryonen untersuchenWas die Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz bedeutet

Bisher war die Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz verboten. Das ändert sich: Das Volk stimmte für eine Gesetzesänderung. Was bedeutet das und warum gilt die PID als umstritten?

Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz

Das Fortpflanzungsmedizingesetz in der Schweiz wurde revidiert. Die Stiftung GenSuisse schreibt, dass das neue Gesetz «die PID unter bestimmten Rahmenbedingungen auch in der Schweiz» zugelassen hat und «im Herbst 2017 in Kraft» getreten ist. Damit lassen sich im Reagenzglas gezeugte Embryonen auf Gendefekte hin untersuchen, ehe sie der Frau eingesetzt werden. Aber was bedeutet das und was sagen Kritiker des Verfahrens?

Was eine Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz bedeutet.
Gezeugte Embryonen werden nach Gendefekte untersucht. (Bild: zilli/iStock, Thinkstock)

PID – Das bedeutet die Präimplantationsdiagnostik für die Schweiz

Mit der Gesetzesänderung ist es in der Schweiz erlaubt, den durch In Vitro Fertilisation gezeugten Embryo auf «bestimmte Erbkrankheiten und Chromosomenbesonderheiten» zu testen, so der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz. Das ermöglicht grundsätzlich die Auswahl bestimmter Embryonen vor dem Einsetzen in den Mutterleib. Dennoch lassen nur zwei Fälle eine solche Untersuchung zu:

  • Paare, die Genträger schwerer Krankheiten sind
  • Paare, die auf natürliche Weise keine Kinder bekommen

Präimplantationsdiagnostik als Hoffnungsträger für Paare

Normalerweise zeigen pränatale Untersuchungen in der Schwangerschaft, ob ein Kind eine Erbkrankheit der Eltern in sich trägt. Dann obliegt es den werdenden Eltern, zu entscheiden, ob sie die Schwangerschaft weiterzuführen wünschen. Die Präimplantationsdiagnostik verhindert das Einsetzen von Embryos mit einem genetischen Defekt in die Gebärmutter.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz erlaubt die Präimplantationsdiagnostik (PID), sodass im Reagenzglas gezeugte Embryonen auf Erbkrankheiten und Chromosomenstörungen untersucht werden können.
  • Aber die Neuerung im Fortpflanzungsmedizingesetz unterliegt strengen Rahmenbedingungen.

Gleichzeitig ermöglicht das Verfahren die Auswahl eines Embryos, der kein Träger einer elterlichen Erbkrankheit ist. Neben Paaren mit Erbkrankheiten profitieren Paare, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, von der Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz. Beispielsweise hilft die PID dabei, einen einzelnen Embryo auszuwählen, der eine gute Entwicklung erwarten lässt, anstatt mehrerer Embryos. Das verringert die Zahl risikoreicher Mehrlingsschwangerschaften und -geburten. 

Präimplantationsdiagnostik in der Schweiz: Warum ist das Gesetz umstritten?

Kritiker fürchten, dass die erlaubte Diagnostik einen Schritt zur Eugenik darstellt, also der Auswahl eines Embryos anhand positiv bewerteter Erbanlagen. Negativ bewertete Erbanlagen sollen dadurch in der Gesellschaft verringert werden. Die Auswahl bestimmter Embryos vor der eigentlichen Schwangerschaft führt zu Kritik am Verfahren.

Dabei beugt das Gesetz «Designer Babys» vor. Denn weitergehende Gentests, die bestimmte Merkmale (z.B. Augenfarbe, Haarfarbe, Geschlecht) betreffen, sind weiter verboten. Ebenso ist es verboten, die Präimplantationsdiagnostik für «Retter Babys» anzuwenden, die üblicherweise entstehen, um kranken Geschwistern Gewebe zu spenden. 

Publiziert von der Redaktion, Titelbild: iStock, Thinkstock

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