Damit der Damm hältMit dieser Dammmassage sind Sie gut vorbereitet

Der schmerzhafte Dammriss bei der Geburt ist gefürchtet. Mit der richtigen Vorbereitung lässt sich das Gewebe aber gut schützen. Probieren Sie diese Technik für die Dammmassage aus.

Dammmassage: die natürliche Geburtsvorbereitung
Der Damm ist für den Kopf des Baby eine Engstelle bei der Geburt, der Dammriss eine häufige Folge. © iStock / Getty Images Plus

Während der Geburt wird der Damm zwischen After und Scheide stark beansprucht. Viele Frauen haben deshalb Angst vor schmerzhaften Dammverletzungen. Dazu zählt auch der Dammriss durch den Druck bei der Geburt des Babys. Dabei reisst das Gewebe an der schwächsten Stelle, Gefässe werden selten verletzt, die Wunde heilt meist gut ab.

Anders ist dies bei einem Dammschnitt. Bei 20 Prozent der Geburten in der Schweiz wird aus medizinischen Gründen eine sogenannte Episiotomie gemacht. Dadurch fühlen sich viele Frauen sehr stark in ihrem Intimbereich verletzt. Noch jahrelang werde der Schnitt als seelische Verletzung und Beschädigung der Weiblichkeit empfunden, beschreibt die Hebamme Ingeborg Stadelmann die Folgen des Dammschnitts bei komplizierten Geburten.

Den Dammriss kann zwar nicht mit Sicherheit verhindert werden, aber ihm kann mit Dammmassagen vorgebeugt werden. Diese fördern die Durchblutung und machen so die Haut zwischen Scheide und After weicher und elastischer. So kann das Köpfchen des Kindes leichter durchgleiten.

Ab wann sind Dammmassagen sinnvoll?

Wegen ihrer durchblutungsfördernden Massagewirkung gehört die Dammmassage heute zur natürlichen Geburtsvorbereitung dazu, beim ersten Kind und allen folgenden. Sie sollte idealerweise sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beginnen, ab der 34. Schwangerschaftswoche. Einmal täglich empfehlen Hebammen schwangeren Frauen, sich Zeit zu nehmen und den Damm zu massieren. Das kleine Ritual in den letzten Wochen der Schwangerschaft dauert keine zehn Minuten, die Massage selbst nur drei Minuten.

Gerät oder Öl: Was wird für die Dammmassage benötigt?

Klassischerweise wird die Dammmassage mit einem speziellen Öl gemacht. Die Hebamme Ingeborg Stadelmann empfiehlt in ihrem Buch «Hebammensprechstunde» eine Mischung aus Johanneskrautöl und Weizenkeimöl mit der Zugabe der ätherischen Öle von Rose und Muskatellersalbei Das Vitamin E-reiche Weizenkeimöl spielt auch in den Mixturen für das Damm-Massgeöl anderer Hersteller, insbesondere im Bereich der Naturkosmetik eine Rolle. Bei Weleda basiert es auf mildem Mandelöl und Weizenkeimöl, bei Biomond zudem auf Macadamianuss- und Aprikosenöl.

Den gleichen Effekt wie das Massageöl sollen Geräte wie der aufblasbare Silikon-Ballon von Epi-No haben. Die Frau führt dabei einen anatomisch geformten Ballon in die Scheide ein und bläst ihn mit einer Handpumpe auf. Dadurch wird das Gewebe gedehnt und die Frau trainiert laut dem Hersteller das Gefühl, wenn der Kopf des Kindes geboren wird. Der Preis ist mit mindestens 99 Franken deutlich höher als bei dem Massageöl, das rund zwölf Franken kostet. In afrikanischen Ländern verwenden Schwangere ebenfalls ein Hilfsmittel, um ihre empfindliche Dammregion zu dehnen: kleine Kalebassen-Kürbisse.

Damm-Massageöl selber machen

Die Kräuterpädagogin und Dreifach-Mami Judith Schrammel beschreibt in ihrem Buch «Schwanger durch die Jahreszeiten», wie  Schwangere das Damm-Massageöl selber machen können. Dafür werden folgende natürliche Öle benötigt:

  • 20 Milliliter Johanniskrautöl
  • 30 Milliliter Weizenkeimöl
  • 3 Tropfen ätherisches Muskatellersalbeiöl
  • 4 Tropfen ätherisches Rosenöl
  • 3 Tropfen ätherisches Lavendelöl

Weitere geburtsvorbereitende Massnahmen

Ab der 34. Woche wird zudem empfohlen täglich einen Esslöffel geschrotete Leinsamen zu essen. Der Leinsamen macht die Scheidenschleimhäute glitschiger. Himbeerblättertee ist ein weiteres Wundermittel zur Auflockerung der Muskulatur des kleinen Beckens, allerdings noch nicht wissenschaftlich bewiesen. Ab der 38. Woche ist ein regelmässiges Heublumen-Dampfsitzbad eine gute Vorbereitung. Während der gesamten Schwangerschaft helfen Dehnübungen in der Hocke.

Anleitung zur Dammmassage

1. Vorbereitung

Zehn Minuten Zeit, Ruhe und ein biologisches pflanzliches Öl: Das sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Massage. Ausserdem sollten die Hände gut gewaschen sein.

2. Vorwärmen

Manche Frauen finden es angenehmer den Damm vorzuwärmen, zum Beispiel mit einem warmen Bad. Alternativ hilft auch ein warmer Beutel Schwarztee. Dafür einfach fünf Minuten ganz entspannt auf der Toilette sitzend an den Damm halten. Die Wärme steigert die Durchblutung, die Gerbstoffe machen ihn weniger schmerzempfindlich. Danach nochmal gut die Hände waschen.

3. Position

Anschliessend gilt es eine bequeme Position zu finden, bei der mit beiden Händen der Damm erreicht werden kann. Mit dem grossen Babybauch ist das eine wirkliche Herausforderung. Oft hilft es, einen Fuss auf die Badewanne oder auf einen Stuhl zu stellen. Wenn es alleine zu umständlich ist, kann natürlich auch der Partner die Massage übernehmen und so seinen Teil zur Geburtsvorbereitung beitragen.

4. Massageöl

Dafür wird Öl wird auf dem Damm, den inneren Schamlippen und dem Finger verteilt. Für die Massage nur wenig Öl verwenden, gerade so viel, wie einmassiert werden kann. Das restliche Öl wird nach der Massage mit einem Handtuch oder Papier wieder abgetupft.

5. Los geht's

Dann beginnt die Massage. Der Daumen massiert den äusseren Bereich. Für die Massage von innen wird zunächst der Zeigefinger in die Scheide eingeführt, etwa drei Zentimeter tief. Dann fassen Sie Ihren Damm und massieren ihn U-förmig mit leichtem Druck Richtung After. Die kreisenden Bewegungen lockern das Gewebe. Gleichzeitig massiert der Daumen aussen. Dafür sollten Sie zwei bis drei Minuten einplanen.

Mit mehr Training können bald auch schon zwei oder drei Finger einführen, die Finger dann spreizen und die Vulva dehnen. Es darf dabei ziehen, jedoch nicht schmerzen. Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass sich schon nach einer Woche die regelmässige Dehnung schon bemerkbar macht. Der Damm wird elastischer. Ein Versuch lohnt sich deshalb auf jeden Fall.

Wann sind Dammmassagen keine gute Idee?

Bei Neigung zu vorzeitigen Wehen sollte auf die vorbereitende Damm-Massage verzichtet werden. Genauso wie bei Entzündungen im Scheidenbereich oder wenn Krampfadern am Scheidenausgang liegen. Werden die Adern bei einer Massage von aussen nicht berührt, ist eine Massage möglich.

Die Dammmassage bei der Geburt

Für eine bessere Entspannung massieren Hebammen häufig auch während der Geburt den Damm und die Schamlippen. Der Damm wird auch geschont, wenn das Kind nicht zu schnell geboren wird. Zwar dauert die Geburt einige schmerzhafte Wehen länger, aber die Dehnung ist behutsamer. Ein warmer feuchter Lappen und das Öl verringern auch den Dehnungsschmerz.

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