Essen gegen den SchmerzDiese Ernährung hilft bei Endometriose

Grünes Gemüse, wenig Säuren und viel Omega-3-Fettsäuren: Die richtige Ernährung kann die Symptome der Endometriose lindern. Endometriose Nurse Isabel Gonzalo vom Inselspital Bern erklärt, worauf es ankommt.

Endometriose Ernährung
Brokkoli ist eine der Wunderwaffen bei Endometriose. Die Ernährung umzustellen, lohnt sich. © iStock / Getty Images Plus

Die Endometriose ist eine chronische Krankheit. Die Wucherung der Gebärmutterschleimhaut ist zwar gutartig, aber für die meisten Betroffenen sehr schmerzhaft.

Zehn Prozent aller Frauen in der Schweiz leiden darunter, dass sich die Schleimhaut im Körper verteilt. Diese blutet monatlich während der Periode, wodurch Entzündungen und Vernarbungen an Eierstöcken, Darm, Blase oder im Rest des Körpes entstehen und so unfruchtbar machen können.

Die richtige Ernährung kann die Erkrankung nicht heilen, aber sie kann die Schmerzen lindern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Denn der Mensch ist, was er isst. Das, was wir zu uns nehmen, wirkt sich auf unsere Gesundheit aus.

Isabel Gonzalo, Pflegefachfrau und Endometriose Nurse am Inselspital Bern, berät die betroffenen Frauen nach der Diagnose Endometriose bei der Ernährungsumstellung hin zu mehr Lebensqualität.

Die wichtigsten Ernährungsregeln bei Endometriose

«Egal wie stark die Endometriose der Patientin ausgeprägt ist, gibt es einige Grundempfehlungen für die Ernährung», sagt Gonzalo. Diesen gemein sei, dass die Lebensmittel entzündungshemmend auf den Körper wirken.

1. Gemüse und Früchte

«Wir empfehlen am Tag mindestens drei, idealerweise fünf Portionen frisches Gemüse und Obst zu essen», sagt Gonzalo. Geeignet sei vor allem grünes Gemüse wie Spinat, Kohl oder Brokkoli. Das Obst – von Beeren bis Orangen – sollte vor allem frisch und unbelastet von Schadstoffen sein.

2. Omega-3-Fettsäuren

Diese Fettsäuren hemmen Entzündungen im Körper und sind deswegen für Endometriose-Patientinnen eine grosse Hilfe. Enthalten sind die Omega-3-Fettsäuren in kaltgepresstem Olivenöl, Rapsöl, Lein- und Fischöl. «Sonnenblumenöl ist hingegen ungeeignet, weil es entzündungsfördernde Omega-6-Fettsäuren enthält», warnt Gonzalo.

Neben Ölen haben auch fettreicher Fisch wie Makrele, Lachs und Thunfisch einen hohen Anteil dieser wichtigen Fettsäuren. «Wir empfehlen deshalb mindestens ein bis zwei Portionen die Woche.» Wer kein Fisch mag oder sich vegetarisch beziehungsweise vegan ernährt, sollte eine Nahrungsergänzung in Betracht ziehen.

3. Weniger Fleisch

Fleisch enthält Arachidonsäure, eine langkettige Omega-6-Fettsäure, die vor allem in tierischen Fetten enthalten ist. Zudem enthält rotes Fleisch von Rind, Schwein, Schaf oder Wild oft künstliches Östrogen. «Das Hormon ist schlecht für die Endometriose, weil dadurch die Entzündungsherde wachsen können», sagt die Expertin.

4. Süsses in Massen

«Zucker fördert Entzündungen», betont die Endometriose Nurse. Deshalb seien Limonade, Energydrinks und viele Süssigkeiten keine gute Option. Ein viel gesünderer Snack für zwischendurch seien Nüsse, insbesondere Baumnüsse, die ebenfalls eine gute Omega-3-Quelle darstellen.

5. Vitamin D

«Ein starkes Immunsystem ist wichtig bei Endometriose», betont Gonzalo. Deshalb empfehle sie eine vitaminreiche Ernährung und insbesondere Vitamin D. «Dieses ist wichtig für die Calciumaufnahme. Viele Frauen haben jedoch einen Mangel, da das Vitamin vor allem mit dem Sonnenlicht aufgenommen wird», erklärt sie. Besonders in den Wintermonaten kann eine Versorgung mit einem Vitamin-D-Präparat deshalb sinnvoll sein.

Eine Immunsystemschwäche gilt als eine der möglichen Ursachen für Endometriose. «Denn während 90 Prozent der Frauen unter der retrograden Menstruation leiden, wird die Schleimhaut ausserhalb der Gebärmutter bei den meisten Frauen vom Körper selbst abgebaut. Nur bei zehn Prozent der Frauen bildet sich eine Endometriose», erläutert die Expertin.

Diese Lebensmittel verstärken die Endometriose

  • Rotes Fleisch
  • Omega-6-Fettsäuren, zum Beispiel in Sonnenblumenöl enthalten.
  • Milchprodukte mit hohem Arachidonsäure-Gehalt
  • Süssigkeiten
  • Zuckerhaltige Getränke
  • Alkohol
  • Koffein
  • Fast Food

Lebensmittel, die umstritten sind

Jeder Organismus reagiert individuell auf die gleichen Lebensmittel. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich «manche Studien widersprechen», so Gonzalo. Ein Beispiel dafür sei Soja. «Trotzdem gilt es als überwiegend positiv, weil es pflanzliche Östrogene enthält, die an die Östrogenrezeptoren im Körper andocken und dadurch weniger Östrogen produziert wird.»

Problemfall Arachidonsäure

Ein anderes Beispiel sind Milchprodukte wie Hartkäse. Diese stehen häufig auf der «Besser-Meiden-Liste». Grund dafür sei der hohe Anteil der Arachidonsäure. «Gleichzeitig ist das enthaltene Calcium in Milch und Milchprodukten sehr wichtig bei Endometriose, weil es den Knochenaufbau unterstützt», sagt Gonzalo. Ein kompletter Verzicht sei deshalb für sie keine Option. Vielmehr empfehle sie Light-Produkte, die weniger Arachidonsäure enthalten. Ausserdem gelte auch bei Milchprodukten: «Lieber biologische Produkte kaufen, die weniger Östrogen und Umweltschadstoffe wie Dioxin enthalten.»

Ist dennoch ein Verzicht auf Milchprodukte nötig, gebe es drei alternative Calcium-Quellen: Samen und Nüsse wie Sesam, Chiasamen oder Mandeln, Mineralwasser, das mehr als 150 Milligramm pro Liter des Mineralstoffs enthält, sowie Pflanzenmilch mit Calcium-Zusatz.

Die Ernährung soll trotz allem ein Genuss bleiben.

«Es ist wichtig, trotz der Ernährungsumstellung nicht in ein Defizit zu kommen», betont Gonzalo. Sie empfehle deshalb nicht den kompletten Verzicht auf bestimmte Lebensmittel. «Wichtig ist ein gesunder Umgang mit der Ernährung. Denn sie hat viel Einfluss aufs Wohlbefinden und soll schliesslich ein Genuss bleiben.» Zudem sei es wichtig, die individuelle Situation der Patientin zu berücksichtigen. «Einer Frau, die an einem Eisenmangel leidet, rate ich nicht per se, weniger Fleisch zu essen.» 

Ein Plus zur medikamentösen Behandlung

Der schmerzlindernde Effekt der optimalen Ernährung bei Endometriose sei aber nicht belegt, weil es bisher zu wenige grosse Studien gibt, so Gonzalo. «Aber die Frauen können die Ernährung selber steuern und haben keine Nebenwirkungen zu befürchten.» Eine Schmerztablette weniger im Monat sei schon ein Erfolg, findet die Pflegefachfrau. Dazu tragen neben der Ernährung auch viel Bewegung an der frischen Luft, Schlaf und ein entspannter Lebensstil bei.

Kosten für die Ernährungsberatung

Eine Ernährungsberatung ist in der Grundversicherung enthalten, so Gonzalo. Interessierte können sich für einen Termin direkt bei der Endometriose Nurse melden. Neben der ärztlichen Sprechstunde und der Pflegeberatung bietet das Inselspital Bern jeden Mittwochnachmittag eine kostenlose Endometriose-Hotline an. In dieser Zeit beantwortet die Expertin Fragen zur Endometriose und involviert wenn nötig weitere Fachpersonen.

Prävention von Endometriose – dank Ernährung

Die richtige Ernährung kann nicht nur die Symptome der Erkrankung lindern, sondern ihren Ausbruch sogar verhindern. Das fanden Forscher in einer Studie heraus, die 2019 in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde.

Das wichtigste Resultat: Frauen, die täglich Zitrusfrüchte wie Orangen und Grapefruit essen, haben ein geringeres Risiko an Endometriose zu erkranken. Konkret sank es um 22 Prozent.

Andere Gemüse- und Obstsorten erhöhen hingegen das Risiko. Zu ihnen zählen unter anderem Brokkoli, Blumenkohl oder Kohlrabi. Bei Frauen, die eine Portion täglich dieser Kreuzblütler zu sich nahmen, stieg das Risiko um 13 Prozent. Ein erstaunliches Ergebnis, findet Gonzalo. «Denn grünes Gemüse wie Brokkoli gilt bei Endometriose als hilfreich.»

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