Geschlechtsverkehr bei KinderwunschHelfen Handstand, Badewanne und Gleitgel wirklich?
Positionen, Orgasmus, Handstand: Es gibt etliche Tipps für den Geschlechtsverkehr für Paare mit Kinderwunsch. Doch nicht alle sind wirklich hilfreich. Die zehn wichtigsten Fragen und Antworten.
1. Welche Sex-Positionen begünstigen eine Schwangerschaft?
Generell kann eine Frau bei jeder Position schwanger werden. Bei einigen ist die Wahrscheinlichkeit jedoch höher, weil sie eine tiefere Penetration des Mannes erlauben. Je näher die Ejakulation am Gebärmuttermund stattfindet, umso grösser ist die Chance, dass die Spermien die Eizelle erreichen. Denn sie haben von dort einen kürzeren Weg in den Eileiter.
Die Ärztin Marilyn Glenville empfiehlt deshalb Paaren mit Kinderwunsch Positionen, bei denen der Mann oben ist. Das ist zum Beispiel bei der Missionarsstellung der Fall. Auch die Hündchenstellung ist eine Option. Dabei ist die Frau in der Vierfüsslerstellung und der Mann kniet hinter ihr. Eine sportliche Alternative ist die Kerze. Dafür streckt die Frau ihre Beine gerade nach oben und legt sie auf den Schultern des Mannes ab, der vor ihr kniet.
Stellungen, bei denen die Schwerkraft den Spermien ihren Weg erschwert, seien laut Glenville weniger geeignet. Dazu zählen zum Beispiel Geschlechtsverkehr im Stehen oder die Reiterposition, bei der die Frau auf dem Mann sitzt. Ebenfalls nicht tief genug dringt der Mann bei der Löffelchen-Stellung und anderen Sitz-Positionen in die Frau ein. Wissenschaftlich belegt seien diese Tipps laut Glenville nicht.
2. Welche Positionen helfen bei einer geknickten Gebärmutter?
Etwa zehn Prozent der Frauen haben eine geknickte Gebärmutter. Sie neigt sich statt nach vorne zur Bauchdecke nach hinten in Richtung Kreuzbein. Das hat zwar keinen Effekt auf die Fruchtbarkeit, aber die Penetration des Mannes kann schwer und manchmal auch schmerzhaft sein. Glenville empfiehlt bei dieser Komplikation die Löffelchen-Stellung in der Seitenlage. Die Frau kann auch auf dem Mann sitzen. Alternativ stützt sie sich auf Knien und Ellenbogen ab oder liegt auf dem Bauch, während der Mann von hinten eindringt.
3. Hilft der Handstand nach dem Sex?
Einige Frauen schwören darauf, dass ein Handstand die Chancen für die Befruchtung erhöht. Andere Frauen sind weniger sportlich und lehnen die hochgestreckten Beine gegen die Wand oder legen sich auf den Rücken und bewegen die Beine so als würden sie Velo fahren. Alternativ wird auch einfach ein Kissen unter das Gesäss gelegt. Diese Methoden sollen den Spermien den Weg schneller weisen. Wissenschaftlich belegt ist dies aber nicht.
4. Sollten Frauen nach dem Liebesakt wirklich länger liegenbleiben?
Im Volksmund heisst es häufig, dass die Frau zwischen 20 Minuten und einer Stunde nach dem Geschlechtsverkehr liegen bleiben soll. Die Wissenschaftler sind sich bei diesem Thema nicht einig. Eine niederländische Studie zeigte 2016 sogar, dass Frauen, die nach einer Insemination direkt aufstanden bessere Chancen hatten schwanger zu werden, als jene, die sich noch 15 Minuten ausruhten. Damit widerspricht diese Studie anderen Untersuchungen aus den Vorjahren, bei denen eine gleich lange Ruhezeit die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft erhöhte.
Ein Mythos ist zudem, dass die Frau nicht direkt aufs WC gehen sollte. Nur ein Prozent des Samens ist Sperma. Der meiste Samen wird ohnehin direkt oder nach wenigen Stunden ausgespült. Die Spermien reisen währenddessen mithilfe des Zervixschleims entlang der Gebärmutterschleimhaut in Richtung Eileiter.
5. Erhöht ein längeres Vorspiel die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft?
Wichtiger als alle Techniken und Positionen sind trotz Kinderwunsch die Freude an der Zeit zu zweit. Je länger das lustvolle Vorspiel, umso besser stehen die Chancen auf eine Empfängnis. Männer sollen nach einem längeren Vorspiel mehr und schnellere Spermien haben. Frauen sind feuchter, was den Spermien hilft, schneller zu ihrem Ziel zu schwimmen. Eine weitere Studie zeigt: Je länger das Vorspiel, umso wahrscheinlicher hat die Frau einen Orgasmus – und auch der ist nicht unwichtig.
6. Ist es wahr, dass der Orgasmus der Frau wichtig für die Zeugung ist?
Lange galt nur der Orgasmus des Mannes als entscheidend für die Entstehung einer Schwangerschaft. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch der Orgasmus der Frau einen Beitrag zur Zeugung des Kindes leistet. Die englischen Forscher Robin Baker und Mark Bellis zeigten, dass sich beim Höhepunkt der Muttermund senkt und die Spermien ansaugt, das erleichtert ihnen den Weg. Dabei wird zudem das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Bei künstlichen Befruchtungen wird Frauen dieses Hormon sogar gespritzt, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Eine deutsche Studie zeigte jedoch, dass die nasale Hormonbehandlung nicht die Chancen erhöht.
7. Bett oder Badewanne: Ist der Ort egal?
Nein, der Ort des Geschlechtsverkehrs ist nicht egal, weil Wasser und Seife die Spermien abtöten. Im Bett sind sie sicherer. Schlecht für Spermien ist zudem Urin. Es wird deshalb empfohlen, dass der Mann eine halbe Stunde vor dem Geschlechtsverkehr weder duscht noch uriniert. Auch regelmässige heisse Saunagänge und langes Sitzen mit dem warmen Laptop auf dem Schoss schränken die Fruchtbarkeit ein.
8. Wie oft sollten Paare mit Kinderwunsch Geschlechtsverkehr haben?
Bei einem Paar, das alle drei Tage und kurz vor dem Eisprung alle ein bis zwei Tage Geschlechtsverkehr hat, stehen die Chancen auf eine Schwangerschaft gut. Denn die Spermien können einige Tage im Körper der Frau überleben. Durch die regelmässigen Ejakulationen wird eine bestmögliche Mischung aus Beweglichkeit und Konzentration der Spermien erreicht. Bei sehr häufigem Sex nimmt die Zahl der Spermien ab, nicht deren Qualität. Selbst dann sind aber noch genug vorhanden, um ein Kind zu zeugen.
9. Helfen Gleitmittel bei der Empfängnis?
Die meisten Gleitmittel beeinträchtigen ebenso wie Spucke oder Eiweiss die Beweglichkeit der Spermien. Eine Ausnahme sind ph-neutrale Gleitmittel wie zum Beispiel Pre Seed oder PreFert.
10. Welchen Einfluss hat der Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs auf das Geschlecht des Kindes?
Einige Wissenschaftler vertreten die These, dass der Zeitpunkt Einfluss auf das Geschlecht des Kindes hat. Je näher der Eisprung bevor steht, umso wahrscheinlicher ist es, einen Buben zu bekommen. Denn die männlichen Spermien mit dem Y-Chromosom bewegen sich schneller als die weiblichen. Dafür überleben sie nicht so lange wie die weiblichen. Je mehr Tage zwischen dem Geschlechtsverkehr und dem Eisprung liegen, umso wahrscheinlicher ist demnach die Geburt eines Mädchens.
Publiziert von der Redaktion