Bleiben Sie gelassen!Was bedeutet eine Risikoschwangerschaft?

Auch wenn der Begriff Risikoschwangerschaft erstmal Angst macht: Meist verlaufen diese Schwangerschaften genauso wie alle übrigen. Um Komplikationen vorzubeugen, ist die Vorsorge aber intensiver.

Wie wird eine Risikoschwangerschaft definiert?
Achtung! Ich hab die Diagnose Risikoschwangerschaft. © iStock / Getty Images Plus

Bei jeder Frau, die schwanger ist, schätzt der Arzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen anhand bestimmter Kriterien ein, ob es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt oder nicht. Der Arzt beachtet dabei sowohl die Vorgeschichte und bestehende Erkrankungen der Frau, auch Anamnese genannt, als auch akute Risiken.

Das Ziel dieser Einstufung ist es, Frauen mit Risikoschwangerschaften engmaschiger überwachen und intensiver betreuen zu können. Und dies vor der Krankenkasse rechtfertigen zu können.

Was bedeutet eine Risikoschwangerschaft?

Sie sind schwanger und wurden als Schwangerschaft mit mehr Risiko eingestuft? Dass sich Frauen nach einer Klassifizierung als Risikoschwangerschaft erst einmal Sorgen machen, ist verständlich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Faktoren können zur Einstufung als Risikoschwangerschaft führen.
  • Es besteht keine akute Gefahr für Mutter und Kind.
  • Die Einstufung ermöglicht häufigere Vorsorgeuntersuchungen.

Jedoch klingt der Begriff gefährlicher als er ist: Er bedeutet auf keinen Fall, dass für die Mutter und ihr Kind eine akute Gefahr besteht. Ungefähr 96 Prozent aller Schwangerschaften verlaufen ohne Komplikationen – egal ob Risikoschwangerschaft oder nicht. 

Gute Gründe für mehr Untersuchungen

Werden Sie als Risikoschwangerschaft eingestuft, bedeutet das lediglich, dass bestimmte Faktoren häufigere Untersuchungen und eine engmaschige Kontrolle während der Schwangerschaft sinnvoll machen. Diese intensivere Betreuung ermöglicht es, mögliche Komplikationen schneller zu erkennen und eventuell entstehende Probleme zu verhindern. Zudem begründet die Klassifizierung die zusätzlichen Untersuchungen vor der Krankenkasse. 

Es gilt: Bei einer Risikoschwangerschaft muss es keinesfalls zu Problemen kommen. Viele Risikoschwangerschaften verlaufen genau gleich wie sogenannte normale Schwangerschaften. Es ist lediglich sinnvoll, bei den betroffenen Frauen mithilfe von Untersuchungen etwas genauer hinzuschauen. Zudem ist keine pränatale Untersuchtung Pflicht. Vielmehr handelt es sich um ein Angebot. Sie entscheiden selber, welche Untersuchungen Sie machen möchten und welche nicht – unabhängig davon, ob Sie als Risikoschwangerschaft eingestuft wurden oder nicht.

Machen Sie sich also nicht zu viele Sorgen, geniessen Sie das schwanger sein und freuen Sie sich auf Ihre Zeit als Mutter.

Kriterien für eine Risikoschwangerschaft

Der Risiken-Katalog, wann eine Frau vom Arzt als Risikoschwangerschaft eingestuft wird, ist sehr lang. Die gängigsten Kriterien sind, wenn die Frau:

  • Drogen oder für das Kind unverträgliche Medikamente nimmt.
  • bereits einmal eine Fehlgeburt oder Komplikationen in früheren Schwangerschaften hatte.
  • Operationen in der Unterleibsregion durchgeführt wurden.
  • Zwillinge oder Drillinge erwartet.
  • unter 18 Jahre alt ist.
  • an einer Erbkrankheit leidet, zum Beispiel Herz-, Nieren- oder Kreislauferkrankungen oder Diabetes.
  • an einer chronischen Krankheit leidet, zum Beispiel Morbus Crohn.
  • an einer ansteckenden Infektion leidet, zum Beispiel HIV-Infektion oder Hepatitis C.
  • Anämie (Blutarmut) oder Zeichen von Unterernährung festgestellt wurden.

Auch Frauen, die schwanger und über 35 Jahre alt sind, gelten automatisch als Schwangerschaft mit mehr Risiko. Der Grund ist, dass in einer sogenannten späten Schwangerschaft mit steigendem Alter ein etwas höheres Risiko besteht für eine Fehlgeburt oder einen genetischen Defekt des Babys.

Viele Frauen werden als Risikoschwangerschaft eingestuft, gerade auch, weil die späte Schwangerschaft immer häufiger wird. Doch auch wenn eine oder mehrere dieser Kriterien auf Sie zutreffen, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Kind gesund und ohne Komplikationen auf die Welt kommt.

Wann eine Risikoschwangerschaft besteht.
Mehr Ultraschalluntersuchungen als sonst sind bei Risikoschwangerschaften üblich. © iStock, Thinkstock

Was tun bei einer Risikoschwangerschaft?

Die Kriterien, die zur Einstufung einer Risikoschwangerschaft führen, sind vielfältig. Genauso vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten und Untersuchungen. Das Wichtigste ist, dass Sie sich keine Angst einjagen lassen. Geniessen Sie Ihre Schwangerschaft und machen Sie die Risiken nicht zu einem grösseren Thema als nötig. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin werden Sie über die Möglichkeiten und Untersuchungen informieren. Stellen Sie Fragen, damit Sie sich sicher fühlen.

Es ist auf jeden Fall gut, wenn Sie Ihren Körper während der Schwangerschaft genau beobachten. Dies gilt aber natürlich für alle werdenden Mütter, auch für Schwangerschaften, bei denen kein erhöhtes Risiko besteht. Haben Sie keine Angst, Ihre Hebamme oder Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat zu fragen, wenn Sie Veränderungen oder beängstigende Symptome bei sich feststellen. Dies muss nicht unbedingt eine Komplikation bedeuten. Aber es wird Sie beruhigen, mit einer Fachperson zu reden und es hilft, mögliche Probleme bei Ihnen oder Ihrem Kind vorzubeugen.

Betreuung durch die Hebamme

Werdende Mütter, die sich alleine von einer Hebamme betreuen lassen möchten, müssen sich etwas anpassen, wenn sie als Risikoschwangerschaft eingestuft werden. Denn dadurch wird die Zusammenarbeit mit einem Arzt erforderlich, um beispielsweise Ultraschalluntersuchungen gewährleisten zu können. Dennoch kann Ihre Hebamme Sie auch weiterhin betreuen.

Die Geburt des Babys

Bei Risikoschwangerschaften ist auch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt erhöht. Gewisse Risikofaktoren machen zudem eine Frühgeburt wahrscheinlicher als bei Nicht-Risikoschwangerschaften. Deshalb sollte die Geburt des Babys von einem Arzt oder einer Ärztin überwacht werden und nicht lediglich im Beisein einer Hebamme stattfinden. Von einer Geburt zu Hause oder im Geburtshaus wird aus medizinischer Sicht abgeraten.

Aber auch das ist kein Grund zur Sorge: In vielen Fällen verläuft die Geburt des Kindes auch bei einer Risikoschwangerschaft völlig normal und auf natürlichem Weg. 

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