Spina bifidaWas ein offener Rücken für Ihr Baby bedeutet

Neugeborene Mädchen sind häufiger als Jungen von der Fehlbildung an Wirbelsäule und Rückenmark betroffen. Der offene Rücken ist behandelbar – und werdende Mütter können auch leicht vorbeugen.

Spina bifida - Was bedeutet ein offener Rücken beim Baby?
Die Fehlbildung Spina bifida kann heute gut behandelt werden. © iStock / Getty Images Plus

Ein offener Rücken, in der Fachsprache Spina bifida genannt, ist eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Übersetzt bedeutet der Begriff «gespaltenes Rückgrat». Glücklicherweise sind hierzulande nur etwa 0.5 bis 3 von 1000 Neugeborenen davon betroffen, Mädchen jedoch häufiger als Jungen.

Entstehung in der frühen Schwangerschaft

Die Basis für die Wirbelsäule und das Gehirn bildet das sogenannte Neuralrohr.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein offener Rücken ist eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks.
  • Die Folgen für das Kind sind sehr unterschiedlich ausgeprägt.
  • Betroffene Kinder haben heute eine hohe Lebenserwartung.
  • Werdende Mütter können mit Folsäure vorbeugen.


Dieses Grundgerüst des Zentralnervensystems entsteht beim Embryo bereits etwa in der dritten Woche der Schwangerschaft. Passiert in der Entstehungsphase ein Fehler, schliesst sich das Neuralrohr nicht ganz. Dadurch bleibt ein Loch in der Wirbelsäule offen und Teile des Rückenmarks können sich in einer Blase nach aussen wölben.

Diagnose durch Ultraschall und Blutuntersuchung

Oft ist ein offener Rücken des Ungeborenen bereits bei vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchungen erkennbar. Darüber hinaus liefert die Blutuntersuchung (Triple-Test) in der 16. Woche der Schwangerschaft Hinweise. Wie stark die Spina bifida ausgeprägt ist und welche Folgen sie für das Kind hat, kann vor der Geburt nicht genau vorausgesagt werden. Laut dem Zürcher Zentrum für Fetale Diagnostik kann die Nervenstörung, wenn sie einmal erfolgt ist, nicht mehr geheilt werden.

Formen der Spina bifida

Ein offener Rücken kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

1. Bei der sogenannten Spina bifida occulta ist die Wirbelsäule zwar gespalten, das Rückenmark tritt aber nicht durch den Spalt nach aussen. In diesem Fall kann es sein, dass das Kind nicht beeinträchtigt wird und keine Behandlung nötig ist. Oft bleibt die Spina bifida occulta sogar unentdeckt.
 
2. Wölbt sich das Rückenmarksgewebe durch den Spalt nach aussen, spricht man von einer spina bifida aperta. Hier werden wiederum zwei Ausprägungen unterschieden: Es kann sein, dass sich lediglich die Rückenmarkshäute nach aussen wölben (Meningozele). Alternativ ist auch das Rückenmark mit den Rückenmarksnerven von der Ausstülpung betroffen (Meningomyelozele).

Folgen für das Baby

Bleibt das Rückenmark des Babys geschützt in der Wirbelsäule (bifida occulta), ist es wahrscheinlich, dass keine Schäden entstehen. Auch wenn lediglich die Rückenmarkshäute sich nach aussen wölben (Meningozele), kommt es meist nur zu geringen Beeinträchtigungen. Die Ausstülpung am Rücken muss jedoch nach der Geburt durch eine Operation korrigiert werden.

Weitere Informationen

Frauen- und Kinderärzte in der Schweiz beraten betroffene Eltern eingehend. Beratung über die Krankheit Spina bifida bietet zum Beispiel auch die SBH Schweiz.

Wölbt sich hingegen das gesamte Rückenmark des Babys nach aussen (Meningomyelozele), können dabei die Rückenmarksnerven geschädigt werden. Dies kann zu Folgeschäden in unterschiedlich starker Ausprägung führen, abhängig davon, an welcher Stelle des Rückens der Defekt auftritt.

Je nach Schweregrad reichen die Symptome von kaum bemerkbaren Beschwerden wie Sensibilitätsstörungen bis hin zu einer Querschnittslähmung. Da beim ungeborenen Kind teilweise bereits vor der Geburt Lähmungen auftreten, kann die Entwicklung der Hüften und unteren Extremitäten beeinträchtigt werden. Dies kann zu Verkrümmungen, Gelenkfehlstellungen, verkürzten Sehnen und Bändern oder Störungen der Muskulatur führen. Auch die Funktionen der Blase oder des Darms können beeinträchtigt werden, weshalb in der Folge auch Nierenprobleme auftreten können.

Bei der schwersten Form der Spina bifida ist es möglich, dass sie sich auch auf das Gehirn auswirkt. In diesem Fall kann ein Wasserkopf (Hydrocephalus) entstehen oder es kann sogar sein, dass sich gewisse Hirnareale nicht richtig entwickeln. In vielen Fällen haben behinderte Kinder mit Spina bifida jedoch eine gute Lebenserwartung und Lebensqualität.

Nach der Geburt

Neugeborene mit spina bifida aperta werden in der Regel schnellstmöglich nach der Geburt operiert, spätestens nach 48 Stunden. Bei der Operation werden das Rückenmarksgewebe und das Rückenmark zurück in den Wirbelkanal geschoben und der Spalt wird verschlossen.

Jedoch tragen Babys in vielen Fällen Schäden an den Rückenmarksnerven und daraus resultierende Folgeschäden in der Entwicklung davon. Je nach Art und Ausprägung dieser Schäden wird das Kind danach individuell behandelt: Gelenkdeformierungen beispielsweise werden vermindert durch Physiotherapie und orthopädische Hilfsmittel und Störungen der Blasen- und Darmfunktionen werden langfristig behandelt. Die Therapien dauern oft lange Zeit und viele Betroffene benötigen eine lebenslange medizinische Betreuung.

Spina Bifida: Ein offener Rücken beim Kind vorbeugen
Einige Kinder mit Spina bifida sind auf einen Rollstuhl angewiesen. © ClarklandCompany/Vetta, GettyImages

Mit Folsäure einer Spina bifida vorbeugen

Die Ursache für einen offenen Rücken beim Baby ist nicht vollumfänglich geklärt. Einerseits spielen genetische Faktoren eine Rolle, welche sich nicht beeinflussen lassen. Andererseits sind sich Mediziner einig, dass eine ausreichende Versorgung mit Folsäure in der Schwangerschaft das Risiko für einen offenen Rücken beim Ungeborenen verringert. Bei einer geplanten Schwangerschaft sowie am Anfang derselben lohnt es sich deshalb, genügend Lebensmittel mit hohem Folsäuregehalt zu essem oder Nahrungsergänzung mit Folsäure zu nehmen.
 
Folsäure ist reichlich in grünem Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl, Nüsslisalat oder Endivie enthalten, aber auch in gewissen Gemüsesorten wie Rosenkohl, Broccoli, Lauch und Blumenkohl. Gute Folsäurelieferanten sind auch Erbsen, Kichererbsen, Linsen, weisse Bohnen, Quinoa, Weizenkeime, Weizenkleie, Haferflocken und sogar Vollkornbrot. Kartoffeln und Milchprodukte enthalten zwar nur wenig des B-Vitamins, tragen jedoch durch den hohen Konsum in der Schweiz zur Deckung des Bedarfs bei.

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