Wahl des GeburtsortesWo kommt unser Baby zur Welt?

Die meisten Kinder kommen heute in Spitälern zur Welt. Aber es gibt auch Alternativen wie Geburtshaus, Hausgeburt und Naturgeburt. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Mit diesen Tipps finden Sie für sich den richtigen Platz.

Wahl des Geburtsortes: Geburtsklinik oder zu Hause?
Drei Häuser stehen bei der Wahl des Geburtsortes zur Auswahl: Spital, Geburtshaus und das eigene. © iStock / Getty Images Plus

In der Schweiz haben Frauen die freie Wahl beim Geburtsort ihres Babys. Vor allem wenn es keine Komplikationen gibt, aus medizinischen Gründen kein Kaiserschnitt nötig ist und auch ältere Geschwister problemlos das Licht der Welt erblickt haben.

Wichtig für die Entscheidung ist für Eltern vor allem die Gewährleistung, Mutter und Kind schnell und gut versorgen zu können. Auch eine geschützte Atmosphäre, in der sich die werdenden Eltern wohlfühlen, und die Betreuung nach der Geburt sind ein Entscheidungskriterium. Jede Wahl hat ihre Vor- und Nachteile.

Spitalgeburt

Die meisten Frauen in der Schweiz gebären in Spitälern. Doch nicht jedes Spital ist gleich. In der Schweiz entsprechen 27 Spitäler den von der WHO und UNICEF festgelegten Qualitätskriterien «Baby Friendly Hospital Initiative» (BFHI). Sie legen einen besonderen Fokus auf das Stillen und die Familien-Kind-Bindung. Dazu zählen der ungestörte Hautkontakt in den ersten Stunden und das «Rooming-in».

In Spitälern herrscht jedoch häufig eine sterilere Atmosphäre und Eile. Nicht immer ist eine Hebamme und Ärztin an der Seite der Gebärenden. Je nachdem wie lange die Geburt dauert, wechselt wegen dem Schichtbetrieb das Personal. Auch bietet nicht jedes Spital Wassergeburten oder eine grosse Auswahl an Geburtshilfen wie Gebärhocker, Seil oder Gymnastikball an. Bei Informationsveranstaltungen können sich Paare einen genaueren Einblick in die Ausstattung verschaffen. Manche Klinken, öffentlich wie privat, bieten sogar richtige Wellness-Geburten in familiärer Atmosphäre an.

Spitäler mit Neonatologie haben jedoch den Vorteil, dass Babys mit Komplikationen und auch Frühchen sofort versorgt werden können und nicht erst noch transportiert werden.

Entscheidung treffen: Geburtsklinik oder zu Hause.
Der Vorteil vom Spital: Wenn nötig, werden können Neugeborene direkt in der Neonatologie behandelt werden. © iStock, Thinkstock

Läuft die Geburt problemlos ab, können Frauen auf eigenen Wunsch schon nach wenigen Stunden danach nach Hause gehen. Nach dieser ambulanten Geburt übernimmt eine Hebamme die Betreuung der jungen Familie.

Ein stationärer Aufenthalt im Spital ist nach einer komplizierten Geburt und grösseren Geburtsverletzungen häufig nötig. Nach einem medizinisch notwendigen oder Wunsch-Kaiserschnitt erholen sich die Frauen oft gut fünf Tage im Krankenhaus.

Geburtshaus

Wenn die Schwangerschaft normal verläuft, es zuvor keinen Kaiserschnitt gab und das Baby sich in der richtigen Geburtsposition befindet, steht einer Geburt im Geburtshaus nichts im Wege. Hebammen arbeiten dort im 24-Stunden-Dienst, wenden vor allem alternative Heilmethoden an und versuchen, einen Dammschnitt zu vermeiden. Ziel ist es, dass die Gebärende eine selbstbestimmte und sanfte Geburt erlebt.

Geburtshäuser in der Schweiz

In der Schweiz gibt es immer mehr Geburtshäuser. Mit diesen Kosten müssen Sie dort rechnen.

Die Räume sind wie normale Schlafzimmer eingerichtet, mit sanften Farben und grosszügigen Betten, in das auch der Vater passt, und Gebärwanne. Genau wie Spitäler bieten Geburtshäuser Infoabende und Besichtigungen an. Stellen sich unter der Geburt oder bei der Nachgeburt Probleme ein wie ein Geburtsstillstand oder zu starke Nachblutungen, werden die Frauen in das nächstgelegene Spital verlegt. Bei Erstgebärenden ist dies laut dem Geburtshaus Delphys in Zürich bei rund 25 Prozent der Fälle nötig.

Das Wochenbett und bereits die Vorsorge in der Schwangerschaft werden bei der Wahl des Geburtshauses von den dort angestellten Hebammen übernommen. So kennen die Geburtshelferinnen bereits die Schwangere und ihren Partner, deren Vorstellungen und Ängste.

Hausgeburt

In den eigenen vier Wänden ein Kind zu gebären ist heute in der Schweiz die Ausnahme. Begleitet wird die Hausgeburt von Hebammen. In der vertrauten Atmosphäre fällt es den Frauen leichter, sich auf ihren Körper zu konzentrieren und trotz Ängsten und Schmerzen loszulassen. Laut Studien sind bei diesen Frauen sogar deutlich weniger vaginal-operative Eingriffe, Schmerzmittel und Geburtseinleitungen nötig. Bei Erstgebärenden sind laut der englischen Studie Birthplace Komplikationen bei Hausgeburten recht häufig, wodurch insbesondere das Baby gefährdet werden kann.

Naturgeburt

Manche Frauen träumen davon, ihr Kind in der freien Natur zu gebären, ohne jegliche Hilfsmittel, manchmal sogar ganz alleine. Auch am Strand im Meerwasser oder im eigenen Garten bringen Frauen ihren Nachwuchs zur Welt. Die Amerikanerin Simone Thurber brachte ihr drittes Baby sogar mitten im Wald an einem Bach zur Welt und veröffentlichte das Video dieser besonders natürlichen Geburt auf Youtube.

Jedoch sicherte sich auch die 43-Jährige ab. Ein Hubschrauber war benachrichtigt, sie bei Problemen direkt in die nächste Klinik zu fliegen. Doch es ging alles gut, nach zwölf Minuten hilt sie ihr Baby in den Armen. Thurber sieht ihr Video als Botschaft an andere Frauen: «Vertraut eurem Körper und macht bei eurer Entbindung das, womit ihr euch gut fühlt – egal, ob in einem Krankenhaus, oder sonstwo.»

Denkanstösse, die bei der Entscheidungsfindung für den richtigen Geburtsort helfen

Wie weit ist das Spital oder das Geburtshaus von zu Hause entfernt?

Kann der Partner es auch vom Arbeitsplatz gut erreichen?

Gibt es Familienmitglieder, die in den ersten Tagen oder Wochen zu Hause helfen können? Wenn nicht, ist es vielleicht besser einige Tage im Spital zu bleiben oder ein Zimmer im Geburtshaus zu buchen statt nach der ambulanten Geburt direkt nach Hause zu gehen.

Arbeitet das Spital mit Beleghebammen zusammen?

Welche Leistungen sind von der Krankenversicherung abgedeckt? Besonders in Bezug auf die Unterbringung und Versorgung im Spital wie Einzelzimmer, Mehrbettenzimmer oder Chefarztbehandlung.

Wird das Stillen in dem Spital unterstützt?

Ist «Rooming-In» und Bonding, auch nach einem Kaiserschnitt, in dem Spital üblich?

Wünsche für die eigene Geburt aufzuschreiben oder mit der Hebamme besprechen. Dabei sollten Sie sich klar darüber sein, dass auch alles ganz schnell ganz anders kommen kann.

Auf das Bauchgefühl bei den Infoveranstaltungen vertrauen. Wenn die Atmosphäre Ihnen nicht zusagt, schauen Sie sich weiter nach Alternativen um.

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