Wenn der Kopf brummtWas tun bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft?

Schon wieder dieser stechende Schmerz im Kopf! Doch Schmerzmittel sind in der Schwangerschaft oft tabu. Welche Hausmittel helfen und wann Medikamente erlaubt sind.

Kopfschmerzen in der Schwangerschaft 
Kopfschmerzen in der Schwangerschaft sind eine grosse Belastung. © iStock / Getty Images Plus

Jeder hat mal Kopfweh. Normalerweise würden Sie wahrscheinlich eine Schmerztablette nehmen und mit dem Alltag weitermachen. Doch in der Schwangerschaft sind Medikamente keine sichere Option. Welche Hausmittel bei Kopfschmerzen helfen, wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten und welche Medikamente in Ausnahmesituationen erlaubt sind. 

Ursachen für Kopfschmerzen in der Schwangerschaft

Der Körper einer Schwangeren muss sich im ersten Trimester der Schwangerschaft erst an den neuen Zustand gewöhnen. Aufgrund der hormonellen Umstellung fühlen sich viele Frauen ständig müde und leiden gleichzeitig unter Übelkeit, sind aber noch sehr in den Berufs- oder Familienalltag eingespannt. Die psychische Belastung sowie körperlicher Stress rufen dann Kopfschmerzen hervor. Manchmal ist sogar nur eine verstopfte Nase der Auslöser. Weitere mögliche Ursachen für Kopfschmerzen sind niedriger Blutdruck, Sauerstoffmangel, Eisenmangel, geringe Flüssigkeitszufuhr, der plötzliche Verzicht von Koffein oder zu wenig Bewegung.

Oft bewirkt auch eine falsche Ernährung, dass der Blutzuckerspiegel sinkt oder steigt, was zu Kopfweh führt. Nahrungsbestandteile wie der Glutamat, Aspartam oder Histamin sind dafür bekannt, Kopfschmerzen auszulösen. Der Geschmacksverstärker Glutamat ist besonders in Fertigprodukten, Chips und Sojasaucen vorhanden. Aspartam, ein künstlicher Süssstoff, steckt in vielen Light- und Diätprodukten sowie Softdrinks und Kaugummis. Hartkäse, Nüsse und Thunfisch enthalten Histamin.

Migräne in der Schwangerschaft

Viele Frauen, die unter hormoneller Migräne leiden, profitieren in der Schwangerschaft vom Ausbleiben der Menstruation und dem dadurch hohen Östrogenspiegl. Laut einer Studie haben mehr als zwei Drittel der Schwangeren ab dem zweiten Trimester nur noch selten Migräneanfälle oder sind ganz davon befreit. In ein bis 18 Prozent der Fälle tritt die Migräne erstmals in der Schwangerschaft auf. Ebenso selten verschlimmert sich eine bereits bestehende Migräne. 

Kopfschmerzen bei der Geburt

Kopfschmerzen werden oft als Nebenwirkung der Periduralanästhesie (PDA) genannt, kommen aber nur bei wenigen Frauen vor. Treten starke Kopfschmerzen nach Anlegen der PDA auf, hat dies mit dem unbeabsichtigten Durchstechen der Haut, die das Rückenmark umgibt, zu tun: Der Verlust von Rückenmarkflüssigkeit verursacht das Zusammenziehen der Hirnmembran. Im Liegen bessern sich die Schmerzen. Manche Gebärende berichten auch von leichter Taubheit in den Gliedmassen und von Rückenschmerzen. Diese Symptome sind aber nur vorrübergehend und kein Anlass zur Sorge. Meist klingen die Nebenwirkungen innerhalb einiger Stunden nach der Geburt, spätestens einige Wochen nach der Geburt ab.

Diese Hausmittel helfen bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft ist bei der Einnahme von Schmerzmitteln Vorsicht geboten. Denn diese können im Ernstfall die gesunde Entwicklung des Kindes gefährden. Daher sollte, wenn möglich, auf Hausmittel zurück gegriffen werden.

Um Kopfschmerzen vorzubeugen, sind täglich frische Luft, Entspannungspausen und viel Trinken wichtig. Experten empfehlen zwei Liter pro Tag, vorzugsweise Tee und Wasser. Schwangere, die einen regelmässiger Schlaf-Wach-Rythmus haben, sind weniger gestresst. Doch genügend Schlaf, idealerweise siebeneinhalb Stunden, zu bekommen, ist gar nicht so einfach: Viele werdende Mütter können vor allem zu Beginn und Ende der Schwangerschaft nicht einschlafen oder liegen nachts wach. 

Leichte sportliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Yoga oder Schwimmen sind gut für den Körper und für das Wohlbefinden. Aufgepasst: Schwangere dürfen und sollen Sport treiben. Denn Bewegung unterstützt den Kreislauf und wirkt niedrigem Blutdruck entgegen. Sportarten mit hohem Unfallrisiko sollten zur eigenen Sicherheit und der des ungeborenen Kindes jedoch besser gemieden werden. 

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung regt den Stoffwechsel an. Bei zu niedrigem Blutzuckerspiegel können Schwangere regelmässig kleine Mahlzeiten wie Nüsse, Müsliriegel oder Früchte essen. Ist ärztlich bei der Schwangeren Eisenmangel festgestellt worden, kann neben einer eisenreichen Ernährung mit Eisenpräparaten nachgeholfen werden. Das lindert Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Ebenfalls sinnvoll ist das Nahrungsergänzungsmittel Magnesium. Es wirkt entzündungshemmend, entspannt die Muskeln, stabilisiert den Blutdruck und beruhigt das Nervensystem. 

In Kürze: Kopfschmerzen vorbeugen

  • frische Luft und leichter Sport
  • gesunde Ernährung
  • zwei Liter am Tag trinken
  • Ruhepausen
  • regelmässiger Schlaf-Wach-Rythmus
  • Entspannungsübungen oder Akupunktur

Sollten Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich der Schwangeren Kopfschmerzen verursachen, können diese durch eine sanfte Massage oder ein wärmendes Kissen gelöst werden. Eine kalte Kompresse auf der Stirn, Schläfe oder Genick tut ebenfalls gut. Als sehr angenehm werden auch ätherische Öle, wie Pfefferminzöl empfunden: Dieses verdünnt, und mit leichtem Druck auf Schläfen, Nacken und Stirn einmassieren.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft empfiehlt bei auftretenden Kopfschmerzen Entspannungstechniken, Lymphdrainage und Akupunktur. Akupunktur kommt aus der traditionellen Chinesischen Medizin und ist besonders beliebt: Feine Nadeln werden an ausgewählten Akupunktur-Punkten in die Haut gestochen, und so der Kopfschmerz gelindert. Ausserdem treten Schmerzen bei regelmässiger Behandlung seltener auf. Spezielle Akupunktur für Schwangere wird auch von Hebammen angeboten und kann ohne weitere Bedenken angewendet werden. 

Bei Entspannungsübungen sei laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft die progressive Muskelentspannung nach Jacobson wirksam: Die Technik beruht auf der abwechselnden An- und Entspannung einzelner Muskelgruppen. Durch die bewusste Konzentration auf einzelne Körperteile wird ein Entspannungszustand erreicht. Wer diese Methode verinnerlicht, verbessert seine Körperwahrnehmung und kann körperliche Unruhe wie Zittern, Herzklopfen und Erregung vermindern. Zudem hilft die progressive Muskelentspannung gegen Schmerzzustände und Muskelverspannungen. 

Tipps gegen Kopfschmerzen in der Schwangerschaft.
Ihr Partner kann Ihnen mit einer Nackenmassage die Kopfschmerzen lindern. © iStock, Thinkstock

Dann sollten Sie mit Kopfschmerzen in der Schwangerschaft zum Arzt 

In manchen Fällen helfen jedoch weder ein gesunder Lebensstil, noch Entspannungsmassagen oder Akupunktur. Führen Kopfschmerzen oder Migräne zu starker Übelkeit und häufigem Erbrechen, sollten Schwangere einen Arzt aufsuchen. Sofern ärztlich verordnet, können Symptome dann mit Schmerzmitteln behandelt werden. Es gilt: So wenig Medikamente wie möglich, aber so viel wie nötig.

Manche Frauen leiden unter sehr heftigen Kopfschmerzen, die mit Wahrnehmungsstörungen und Flimmern vor den Augen einhergehen. Das kann ein Hinweis auf Präeklampsie, die gefährliche Schwangerschaftsvergiftung, sein. Sie tritt in fünf bis acht Prozent aller Schwangerschaften auf. Meist beginnen Symptome ab der 20. Schwangerschaftswoche. Erste Anzeichen für eine Präeklampsie sind neben Kopfschmerzen hoher Blutdruck, starke Wassereinlagerungen in den Händen, Gesicht und Füssen, sowie Eiweiss im Urin.

Was dürfen Schwangere nehmen?

Die Charité Berlin bietet mit Embryotox ein kostenloses Portal mit unabhängigen Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit. Derzeit sind über 400 Medikamente gelistet.

Eine leichte Präeklampsie hat keine wesentlichen Auswirkungen auf das ungeborene Baby. Jedoch kann in Ernstfällen die Durchblutung und Funktionsweise der Plazenta verringert werden. Dann besteht das Risiko, dass das Kind unterversorgt ist und einen Sauerstoffmangel erleidet. Bei einer schweren Präeklampsie kann es darüber hinaus zu einer Frühgeburt, einer Plazentalösung und einer verhaltenen Fehlgeburt kommen. Regelmässige Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung sind wichtig, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. 

Diese Medikamente sind bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft erlaubt

Medikamente sollten nie auf eigene Faust oder Anraten von Familie und Bekannten eingenommen werden. Wichtig ist, immer zuerst einen Arzt aufzusuchen, und die Gesundheit im Einnahmezeitraum überwachen zu lassen.

1. Paracetamol
Als Wirkstoff der ersten Wahl gilt das Schmerz- und Fiebersenkende Mittel Paracetamol. Dieses ist während der gesamtem Schwangerschaft erlaubt. Die Einnahme von Paracetamol sollte unbedingt laut der Packungsbeilage, und keinesfalls wochenlang erfolgen. Denn eine übermässige Einnahme kann das Risiko für ADHS, Asthma oder einen Hodenhochstand beim Kind erhöhen. 

2. Ibuprofen
Der Wirkstoff Ibuprofen ist nur in Ausnahmefällen in den ersten beiden Trimestern erlaubt. Die Dosierung sollte so niedrig wie möglich, und der Behandlungszeitraum so kurz wie möglich gehalten werden. Ab der 28. Schwangerschaftswoche darf Ibuprofen nicht mehr eingenommen werden, da beim Kind sonst ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung von Nieren, Lunge und Herz besteht. 

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