Mit Füssen und Po vorausWas die Beckenendlage für Mutter und Baby bedeutet

Moxen, Taschenlampe, Akupunktur: Mit diesen 5 Tricks drehen sich Babys in der Beckenendlage noch vor der Geburt. Wenn nicht, ist trotzdem eine natürliche Steissgeburt möglich. Vorausgesetzt, es ist eine Bedingung erfüllt.

Geburt bei Beckenendlage des Babys 
Mit Gesäss und Füssen voraus: So würde das Kind in der Beckenendlage geboren, wenn es sich nicht doch noch dreht. © iStock / Getty Images Plus

Mit dem Kopf hinunter ins Becken der Mutter: So dreht sich das Baby idealerweise vor der Geburt. Von der Beckenendlage oder Steisslage ist hingegen die Rede, wenn ein Baby nach der 36. Schwangerschaftswoche noch mit dem Kopf nach oben und dem Gesäss nach unten in der Gebärmutter liegt. Bei einer Steisslagen-Geburt werden das Gesäss und die Beine des Babys zuerst geboren.

Das ist aber die Ausnahme: Mehr als 90 Prozent aller Babys liegen in dieser Zeit in der idealen Geburtsposition mit dem Kopf im Mutterleib. Und das ist auch gut so. Denn danach wird der Platz in der Gebärmutter sehr eng und eine Drehung immer unwahrscheinlicher. Trotzdem schaffen einige Kinder noch sich bis zum Geburtstermin nach unten zu drehen. Nur drei bis fünf Prozent der Babys nehmen diese optimale Geburtsposition nicht bis zum errechneten Termin ein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Steisslage des Babys zeigt der Po des Babys nach unten
  • Eine Spontangeburt ist häufig möglich
  • Jedoch haben immer weniger Einrichtungen Erfahrungen mit der Spontangeburt in Beckenendlage
  • Möglichkeiten zur Lageveränderung: Äussere Wendung, Indische Brücke, Akupunktur, Lichtimpulse 

Ist die Drehung geschafft, heisst es für Mutter und Kind: Glück gehabt! Denn eine Geburt in Beckenendlage bringt einige Risiken mit sich, wie beispielsweise Sauerstoffmangel für das Kind. Viele Spitäler empfehlen deshalb aus Sicherheitsgründen direkt einen geplanten Kaiserschnitt und auch Geburtshäuser nehmen keine Frauen mit dieser Kindslage auf. Trotzdem ist in der Schweiz eine natürliche Geburt unter diesen besonderen Bedingungen möglich, dank spezialisierter Spitäler, Ärzte und Hebammen.

Warum drehen sich nicht alle Babys?

Die Ursachen, warum nicht alle Babys die ideale Gebärposition einnehmen, ist nicht geklärt. Es konnte aber beobachtet werden, dass eine Geburt in Beckenendlage häufiger vorkommt, wenn:

  • die Mutter selbst so geboren wurde.
  • zu viel oder zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist.
  • es nicht die erste Geburt ist.
  • eine Plazenta praevia vorliegt.
  • es sich um eine Frühgeburt handelt.
  • es Gebärmutteranomalien gibt wie eine zweigeteilte Gebärmutter oder eine Gebärmutter mit Trennwand.
  • das Baby von Mehrgebärenden eine grosse Bewegungsfreiheit hat.

Wenn das Baby bei der Geburt in der Beckenendlage ist.
Andere Geburtsposition: So kommt das Baby in der Steisslage zur Welt. © iStock, Thinkstock

Kann man das Baby bei Beckenendlage vor der Geburt drehen?



Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Baby im Bauch auch nach der 35. Schwangerschaftswoche zu einem Purzelbaum zu bewegen und eine BEL-Geburt abzuwenden. 



1. Indische Brücke

Eine sanfte Methode, die zwar wissenschaftlich nicht bestätigt aber in vielen Fällen wirkungsvoll ist, ist die «Indische Brücke». Die Mutter nimmt für diese Brücke eine für das Baby unbequeme Lage ein und motiviert es dadurch, eine andere Position einzunehmen. Und so geht die Übung: Das Becken wird mindestens zwei bis dreimal täglich für gut zehn bis 15 Minuten 30 Zentimeter hochgelagert.


2. Akupunktur

Manche Hebammen und Heilpraktiker arbeiten mit klassischer Akupunktur, die das Baby zu einer Drehung anregen soll.
 Mit der Nadel werden bestimmte Punkte des Körpers stimuliert.

3. Moxa-Therapie

Auch die traditionelle Chinesische Medizin nutzt einen Akupunkturpunkt an der kleinen Zehe zur Drehung bei Beckenendlage. Bei der Moxibustion wird ein spezieller Körperpunkt erwärmt. Für die Kindsdrehung wird beim Moxen meist eine Moxa-Zigarre verwendet. Dabei werden die zur Zigarre gerollten Beifussblätter zehn bis 20 Minuten vor die kleinen Fusszehen der Frau gehalten. Die Wärme muss dabei spürbar sein, darf aber nicht unangenehm für die Schwangere werden.

4. 
Lichtimpulse


Da die Sinne des Babys, der Sehsinn eingeschlossen, in den letzten Wochen der Schwangerschaft schon sehr gut entwickelt sind, kann man sich das zunutze machen. So wird eine Taschenlampe oder ein Glöckchen vom Gesicht des Kleinen in Richtung Schambein geführt. Das weckt die Neugier des Ungeborenen und idealerweise folgt es den Geräuschen oder dem Licht und dreht sich.


5. 
Äussere Drehung


Bleibt der Erfolg dieser sanften Methoden aus, bieten die meisten Kliniken eine Wendung von aussen an. Sie wird in der 37. SSW aus Sicherheitsgründen meistens stationär, manchmal aber auch schon ambulant durchgeführt. Komplikationen wie eine Ablösung der Plazenta oder eine Nabelschnurverwicklung treten glücklicherweise nur sehr selten auf, machen aber einen schnellen medizinischen Eingriff erforderlich.


Vor der Drehung werden eine Ultraschalluntersuchung und ein CTG der Herztöne gemacht. Danach hebt ein Arzt mit bestimmten Handgriffen den Po des Kindes aus dem Becken, während ein zweiter Arzt versucht, das Baby zu drehen oder es dazu zu animieren, alleine einen Purzelbaum zu machen.


Dieses Vorhaben klappt bei der Hälfte aller Versuche. Hatte eine Frau bereits eine natürliche Geburt, ist die Erfolgsquote noch höher. Gab es hingegen in einer früheren Schwangerschaft Probleme, wird von der äusseren Wendung abgeraten. Dann ist der Kaiserschnitt die sicherste Form der Entbindung.



Kaiserschnitt oder Spontangeburt bei Beckenendlage?

Ist keiner der Versuche erfolgreich, muss sich die Schwangere entscheiden, wie sie ihr Kind auf die Welt bringen möchte. Ist das Baby weder zu gross noch zu klein und das Becken der Mutter breit genug, spricht nichts gegen eine Spontangeburt. Jedoch haben immer weniger Ärzte und Hebammen Erfahrung mit BEL-Geburten. Da diese mit einem höheren Risiko verbunden sind, wird in der Schweiz in neun von zehn Fällen ein Kaiserschnitt gemacht. Frauen, die vaginal entbinden möchten, müssen sich auf die Suche nach Experten machen.

In der Schweiz bieten einige Krankenhäuser spontane Geburten in Beckenendlage an. Zum Beispiel das Kantonspital Frauenfeld. Hier wurden sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn die Schwangere in der finalen Geburtsphase die Vierfüssler-Stellung einnimmt. Auch die Klinik für Geburtshilfe des Universitätsspital Zürich verfügt über erfahrene Geburtshelfer auf diesem Gebiet.


Voraussetzung für eine natürliche Geburt ist stets eine umfangreiche Risikoanalyse. Bei einer Ultraschalluntersuchung werden Gewicht und Grösse des Babys ebenso bestimmt wie die Beschaffenheit des mütterlichen Beckens. Eine Messung muss zeigen, dass es gross genug, für den kindlichen Kopf ist. Aus den Ergebnissen können dann Empfehlungen abgeleitet werden.
 Studien zeigen, dass bei der natürlichen Geburt durch die Scheide kein höheres Krankheitsrisiko für das Kind oder neurologische Probleme bestehen als bei einem Kaiserschnitt.

Drei Formen der Beckenendlage

Steissgeburt: Die Beine sind zur Hüfte gebeugt und die Knie zeigen nach oben. Das ist die häufigste Form der Beckenendlage und zugleich die beste Position für eine vaginale Entbindung.

Knielage oder Steissfusslage: Die Beine sind eng vor dem Körper gebeugt. Das macht eine natürliche Geburt schwierig, aber nicht unmöglich.

Fusslage: Wenn die Beine unter dem Kind liegen und ein oder sogar beide Füsse in Richtung Geburtskanal gestreckt sind, wird zu einem Kaiserschnitt geraten.

Risiken der Beckenendlage

Frauen sollten wissen: In dieser Position ist die Geburt oft langwieriger und komplizierter. Schon die erste Wehenphase ist nicht so effektiv wie in der Schädellage. Der Po kann den Muttermund nicht so effektiv öffnen. Die Wehen dauern länger. Dadurch wird das Risiko höher, dass das ungeborene Kind in eine Notlage gerät und ein schneller Not-Kaiserschnitt nötig wird.

Auch die Gefahr für einen Nabelschnurvorfall ist hoch. Da das Gesäss des Kindes das Becken nicht so gut ausfüllt wie der Kopf, kann nach einem Blasensprung die Nabelschnur durch den Muttermund herausfallen. An der Luft funktioniert die Nabelschnur jedoch nicht mehr richtig, wodurch die Sauerstoffversorgung des Kindes unterbrochen wird.

Brisant ist zudem, dass der grösste Teil des Kindes, der Kopf, erst zum Schluss entbunden wird. Bis zuletzt stellt sich deshalb die Frage, ob das Becken weit genug für ihn ist.

So läuft die Geburt in Beckenendlage ab

Hat sich das Baby nicht gedreht und steht die Entscheidung für eine spontane BEL-Geburt fest, wird sie immer als Versuch gesehen. Mithilfe von CTG und einer Elektrode am Gesäss des Kindes wird der Geburtsverlauf ständig kontrolliert. Wegen der langen und dadurch ermüdenden und schmerzhaften ersten Wehenphase wird häufig eine Periduralanästesie empfohlen. Der Vorteil durch diese Betäubung ist: Sollte ein Kaiserschnitt nötig werden, kann er ohne Vollnarkose gemacht werden. Die PDA wird einfach verstärkt.

Dieser Film vom Spital Thurgau veranschaulicht die Geburt in Beckenendlage

Ist der Muttermund vollständig mit zehn Zentimetern geöffnet, beginnen die Presswehen. Die Frau ist dabei in der Vierfüsslerposition oder liegt in einem Bett, mit hochgelegten Beinen in den speziellen Beinhaltern. Po und Beine werden zuerst geboren, gefolgt von Rumpf und Schultern. Häufig führt ein Geburtshelfer den Finger in die Scheide, um erst bei der Geburt der Beine, später der Drehung der Schulter und der Entbindung der Arme zu helfen.

Geht alles gut, hilft das Körpergewicht des Kindes, die Geburt voranzubringen. Nun fehlen nur noch Hals und Kopf. Um das Herausrutschen zu erleichtern, werden die bereits geborenen Beine von einem Geburtshelfer angehoben. Allerdings besteht bis zum Schluss die Gefahr, dass der Kopf steckenbleibt. Besonders wenn der Hals gestreckt bleibt und das Gesicht nach oben zeigt. Um das zu verhindern, werden manchmal auch Zangen eingesetzt.

Publiziert von der Redaktion

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