13 TherapienDie wichtigsten Methoden der künstlichen Befruchtung

Wenn es mit der spontanen Schwangerschaft nicht klappen will, haben Paare mit unerfülltem Kinderwunsch eine grosse Auswahl an Therapien. Die wichtigsten Methoden zur künstlichen Befruchtung im Überblick.

Künstliche Befruchtung Methoden
Alle Methoden der künstlichen Befruchtung haben gemein, dass auch eine Portion Glück nötig ist. © iStock / Getty Images Plus

Die Medizin entwickelt sich rasch weiter, 2017 wurde in der Schweiz das Fortpflanzungsmedizingesetz erneuert. Seitdem haben Paare neue legale Möglichkeiten, sich den Wunsch auf ein Kind zu erfüllen.

Die Zahl der Methoden für künstliche Befruchtung nimmt stetig zu, ständig werden Verfahren weiterentwickelt und neue auf den Markt gebracht. Je nach Diagnose bei Mann und Frau wird eine andere Behandlungsmethode oder eine Kombination von verschiedenen Therapien empfohlen. Bei manchen ist sogar kein chirurgischer Eingriff nötig. Die wichtigsten Informationen zu Indikation und Ablauf der 13 Therapien.

1. Zyklusmonitoring

Um den normalen Zyklus der Frau kennenzulernen und den Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen, führen die Ärzte an mehreren Tagen während einem Zyklus ein Zyklusmonitoring durch. Dabei wird die Grösse des heranreifenden Follikels im Ultraschall beobachtet. Zudem wird über das Blut der Hormonwert bestimmt, der ebenfalls Einfluss auf die Reifung und den Eisprung hat. Auf Grundlage der Daten empfiehlt der Arzt einen günstigen Termin für den Geschlechtsverkehr.

2. Hormontherapie

Sind die weiblichen Hormone in einem Ungleichgewicht, können Sie Grund für eine Eireifungsstörung oder eine Gelbkörperschwäche sein. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Schilddrüsen zu viel Prolaktin produzieren oder zu viele männliche Hormone.

3. Hormonstimulation

Es gibt Medikamente und Spitzen, die die Reifung der Eizelle anregen. Bei der IVF ist die Hormontherapie häufig, da der Frau im Anschluss gleich mehrere Eizellen entnommen werden können, was die Erfolgschance der künstliche Befruchtung erhöht.

Entscheidungshilfe

Die Fruchtbarkeitsbehandlung ist für Paare seelisch und körperlich sehr belastend. Der Zürcher Verein appella empfiehlt deshalb, sich klare Grenzen zu setzen und das Gespräch zu suchen.

Ohne IVF kann durch Hormone auch der Eisprung ausgelöst werden. Kurz danach ist der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr. Ist der normale Geschlechtsverkehr nicht erfolgsversprechend, wird eine Insemination durchgeführt.

4. Samenübertragung

Die intrauterine Insemination wird notwendig, wenn die Samenqualität des Mannes eingeschränkt ist oder es im Körper der Frau Antikörper gegen die Samenzellen oder eine Störung im Gebärmutterhals, der Zervix, gibt. Bei der Insemination werden die durch Masturbation gewonnenen Samen mit einer Kanüle direkt in die Gebärmutter eingeführt, es kommen mehr Spermien schneller zur Eizelle. Der Vorteil für die Frau: Die Samenübertragung ist nicht so ein grosser Eingriff in den weiblichen Körper wie die In-vitro-Fertilisation mit einer Vollnarkose.

5. In-vitro-Fertilisation

Bei Problemen mit den Eileitern, verminderter Samenqualität, starker Endometriose oder einer länger bestehenden ungeklärten Unfruchtbarkeit kommt die In-vitro-Fertilisation für die betroffenen Paare in Betracht. Für diese Befruchtung ausserhalb des Körpers werden der Frau unter Vollnarkose eine Eizelle oder meist mehrere entnommen. Die durch Masturbation gewonnenen Spermien des Mannes suchen sich in den Petrischalen selbst den Weg in die Eizellen. Danach werden der Frau die befruchteten Eizellen wieder eingesetzt.

6. ICSI: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion

Ist die Samenqualität stark eingeschränkt hilft die ICSI-Methode, bei der ausserhalb des Körpers mithilfe einer Kanüle die Spermien direkt in die Eizelle eingespritzt werden. Durch diese Weiterentwicklung der IVF erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung. Sie ist laut Bundesamt für Statistik in der Schweiz mittlerweile die am häufigsten angewandte Methode.

7. IMSI

Eine Weiterentwicklung der ICSI ist die IMSI, die Intrazytoplasmische Morphologisch Selektierte Spermieninjektion. Bei dieser Methode werden die Spermien unter dem Mikroskop in 6.000- bis 8.000-facher Vergrösserung analysiert. Zum Vergleich: Bei der ICSI-Methode ist es eine 400-fache Vergrösserung. Auffällige Spermien, etwa mit flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen oder fragmentiertem Zellkern, werden aussortiert und nicht für die künstliche Befruchtung herangezogen.

8. MESA/ TESE

Bei der mikrochirurgischen Epididymale Spermienaspiration (MESA) werden Samenzellen aus den Nebenhoden gewonnen. Bei der TESE, der testikulären Spermienextraktion stammen die Samenzellen aus dem Hodengewebe. Diese chirurgischen Eingriffe unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose werden gemacht, wenn der Mann zum Beispiel wegen Samenleiterverschlüssen keine Samenzellen in einem Ejakulat hat. Die gewonnenen Samenzellen werden immer mittels ICSI in die Eizelle eingeführt.

9. Kyrokonservierung

Eizellen und Samenzellen können in der Schweiz eingefroren werden. Die Kryokonservierung bietet sich an, wenn für eine IVF mehrere Eizellen entnommen worden sind, aber nicht alle verwendet werden. So bleiben für eventuell spätere Versuche noch Eizellen, und der Frau eine weitere Vollnarkose für die Entnahme erspart. Auch das Hodengewebe und Samenzellen von Männern können tiefgefroren werden.

10. Präimplantationsdiagnostik

Wenn bei Mann oder Frau ein hohes Risiko für eine schwerwiegende Erbkrankheit besteht oder es schon mehrere Fehl- oder Todgeburten gab, kann die Präimplantationsdiagnostik in Verbindung mit IVF und ICSI angewandt werden. Diese ist seit 2017 auch in der Schweiz erlaubt. Die nach IVF oder ICSI befruchteten Eizellen werden dabei auf die in der Familie bekannten genetischen Defekte untersucht. Ein oder zwei gesunde Embryonen werden zurück in den Mutterleib geführt.

11. GIFT

Nur noch selten wird der intratubare Gametentransfer angewendet. Bei der Methode werden der Frau nach einer Hormonstimulation Eizellen entnommen und dann gemeinsam mit den Samenzellen des Mannes in die Eileiter eingeführt. Die Befruchtung findet im Körper der Frau statt. Die Chancen sind etwa gleich wie bei der IVF, vorausgesetzt mindestens ein Eileiter der Frau ist intakt.

12. Samenspende

Sind keine Spermien im Hoden oder die Samenqualität massiv eingeschränkt, können Schweizer Paare auch eine Samenspende in Betracht ziehen. Sie ist in der Schweiz legal.

13. Eizellspende

Verboten ist in der Schweiz hingegen die Eizellspende. Frauen dürfen sich nicht Eizellen anderer Frauen einsetzen lassen. In anderen Ländern wie Tschechien, Spanien, Österreich oder den USA sind die Gesetze liberaler.

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